Brüderfriedhof – Brāļu kapi

Ein äußerst beeindruckendes, für deutsche Augen aber auch etwas befremdlich-beklemmendes Nationaldenkmal in Rīga ist der Brāļu kapi (Brüderfriedhof). Beklemmend, weil die streng symmetrische und symbolische Anlage so monumental steinern daherkommt wie nationalsozialistische Architektur. Befremdlich, weil derartige Heldenverehrung in Deutschland fremd ist. Dass ich ganz alleine war, hat das Gefühl von Entrückung noch verstärkt. Weit und breit kein Mensch, lediglich 20 Straßenbahnminuten von Rigas Innenstadt entfernt. Nur strahlende Sonne, stummer Stein und kraftstrotzendes Grün.

Aus dem geschichtlichen Hintergrund wird aber vieles verständlich. 1918 errang Lettland erstmals nach ca. 800 Jahren Fremdherrschaft die Unabhängigkeit. Manche Kämpfe und Wirren waren noch zu durchstehen, bevor 1920 mit der völkerrechtlichen Anerkennung durch Sowjetrussland ein einigermaßen gesicherter Zustand erreicht wurde. In den folgenden Jahren schossen Denkmäler und Monumente wie Pilze aus dem Boden. Dazu gehörte auch der Brüderfriedhof, der dem Gedenken an lettische Freiheitskämpfer gewidmet ist, die zwischen 1915 und 1920 im Freiheitskampf ihr Leben ließen.

Bralu Kapi - Eingang

Hinter einem steinernen Eingangstor liegt zunächst eine lange Allee mit 100 Linden, die nach lettischer Tradition für trauernde Witwen und Mütter stehen. Etwas erhöht folgt ein Ehrenhain aus 150 das Männliche symbolisierenden Eichen, in deren Mitte ein ewiges Feuer brennt. Dahinter das Gräberfeld und zum Abschluss der Anlage eine insgesamt 20 m hohe Statue, die „Mutter mit den gefallenen Söhnen“.

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Germanflags über den Wolken

An anderer Stelle hat Silencer kürzlich davor gewarnt, mit Deutschlandfähnchen am Fahrzeug allzu leichtfertig umzugehen. Denn: Der Spritverbrauch steigt enorm! T-Online dazu:

„Je mehr es flattert und je schneller man fährt, umso mehr Sprit verbraucht man“, warnt ein Techniker. Auf Überlandfahrten oder auf der Autobahn müsse man mit einem Mehrverbrauch von einem halben Liter pro 100 Kilometern rechnen. „Der Verbrauch steigt nicht linear, sondern überproportional. Das ist nicht zu unterschätzen“, sagte der Experte.

Der halbe Liter ist sicherlich anteilig am Gesamtverbrauch zu sehen, also sagen wir mal 5% Verbrauchserhöhung. Und wenn ich doppelt so schnell fahre, vervierfacht sich jeweils der Mehrverbrauch, denn:

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Nehmen wir also an: Mein Fahrzeug bewegt sich mit 800km/h und verbraucht 375 Liter auf 100 km.

Dann müsste also durch nur eine Flagge der Verbrauch um 50% steigen. Bei einer Strecke von 1500 km sind das immerhin 2512 Liter. Für eine Flagge!

Unsinnige Rechnung? Nee, guck mal da:

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Die Detailvergrößerung zeigt, dass es sich um eine handelsübliche Seitenfensterflagge handelt, nur die Fixierung ist verstärkt worden:

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Wenn auch das Halbfinale überstanden ist, könnte es noch schlimmer werden. Dann fangen sicherlich auch Schiffe an, Deutschlandflaggen in den Wind zu hängen.

Keynotes, 2. Tag: Gisella Langé – The European Language Portfolio and Websites supporting it

Gisella Langé eröffnet die höchst engagiert vorgetragene zweite Keynote des Tages mit einer Übersicht über die „8 Key Competences for Lifelong Learning“, wie sie die EU definiert hat. Was sind eine „Key Competences„?

Key competences represent a transferable, multifunctional package of knowledge, skills and attitudes that all individuals need for personal fulfilment and development, inclusion and employment. These should have been developed by the end of compulsory schooling or training, and should act as a foundation for further learning as part of lifelong learning.

Im Einzelnen sind dies:

  1. Communication in mother tongue
  2. Communication in a foreign language
  3. Mathematical literacy and basic competences in science and technology
  4. Digital Competence
  5. Learning-to-learn
  6. Interpersonal and civic competences
  7. Entrepreneurship
  8. Cultural Expression

Die Positionen 2., 5. und 8. sieht sie in besonderer Weise als solche, die vom European Language Portfolio berührt werden. Die meisten kennen den Europäischen Referenzrahmen (CEFR), der Sprachkenntnisse in Stufen von A1 bis C2 kategorisiert. Das Language Portfolio ist aber detailliert und gehe somit darüber hinaus. Es besteht aus drei Teilen: „Language Biography“, „Language Passport“ und „Dossier“.

Ich hatte zunächst Probleme mit der Terminologie. Unter einem Portfolio verstehe ich eine persönliche Sammlung von Nachweisen und Dokumenten. Die kann nicht von der EU zertifiziert werden oder offiziell verabschiedet o.ä. Das aber solle mit dem Europäischen Language Portfolio geschehen. Gemeint ist also: Ein Rahmen für Portfolios – Gestaltungsrichtilinien oder Vorlagen, sozusagen. Davon gibt es derzeit schon 95 und 2,5 Millionen Vordrucke wurden bereits in Umlauf gebracht. Das ganze hängt eng mit EUROPASS zusammen und eine beachtenswerte niederländische Vorlage gibt es auch bereits.

Sie räumt allerdings ein, dass das Language Portfolio nicht mit dem Europäischen Referenzrahmen kompatibel ist und noch nicht offiziell unterstützt werde. Für das Portfolio spreche aber, dass damit die Autonomie von Lernern besser unterstützt werde und somit auch die Verbreitung der europäischen Idee vorangetrieben werde.

Schlusswort: Das European Language Portfolio ist ein Change Agent. Und es hilft auch Lehrern, die bei Nutzung und Propagierung der Portfolio-Vorlagen auf deutlich motiviertere Schüler träfen.

Keynotes, 2. Tag: Claudi Dondi – eLearning quality and innovation

Claudio Dondi, Präsident der European Foundation for Quality of E-Learning macht den Anfang. Sehr ausführlich und gründlich arbeitet er heraus, dass Qualität ein sehr relativer Begriff ist. Es komme darauf an, welche Akteure in welchen Sektoren aktiv sind und welche Qualitätsanforderungen die Beteiligten aus ihrer Perspektive mitbringen. Er unterscheidet beim E-Learning subjektive und objektive Qualitätsfaktoren. Objektive sind: Kontext, Quellen und Prozesse. Subjektive: Zugang über einen Anwendungsektor, Rolle innerhalb dieses Sektor (Lehrer haben andere Maßstäbe als Schüler) und Werte bzw. Visionen und Meinungen über die Welt. Dondi unterscheidet dabei so etwas wie die „Civic World“, die „Merchant World“ und die „Industrial World“.

Um in diesem sehr weit gesteckten Rahmen Qualität verlässlich beurteilen und managen zu können, verweist er auf das Seequel Quality Framework. Dieses Framework bietet für den Evaluator oder E-Learning-Entwickler eine Liste gewichtbarer Kriterien. Qualität ist damit ein Verhandlungsprozess: Nach der initialen Positionierung des eigenen Vorhabens im Kriterienraster folgt die Diskussion und Verhandlung über abweichende Einschätzungen, dann die „Explication of visions“, die zu einer „Vision of Quality“ führt. Es folgt die Implementierung und im Rückfluss das Feintunig der vorher formulierten Vision.

E-Learning, führt Dondi aus, könne vieles heißen. Zwischen formalisierung und informell, sowie „abgeschottet“ und „extended learning context“ spannt er ein zweidimensionales Koordinatensystem auf, in dem typische Szenarien verortet werden können: Z.B. E-Learning in Schulen (abgeschottet und formalisiert) gegenüber E-Learning als ein Nebeneffekt von Online-Kommunikation (informell und extended).

E-Learning 2010 sei eher I-Learning: innovative, intelligent, integrated, inter-personal, imaginative, inclusive und insgesamt: I (Ownership of Learning). Damit könne neues Wissen generiert werden, statt nur kontrolliertes Wissen verbreitet; die Rolle des Lehrer werde angereichert und schlussendlich neue Lernergruppen erreicht, die vorher im formalisierten Bildungssystem keinen Platz (mehr) gefunden haben. Gedanken sind sehr schnell,  so Dondi weiter, Trends etwas langsamer und noch langsamer institutioneller Wandel. Daher brauche es noch Zeit, bis I-Learning Alltag ist.

Zum zweiten großen Thema des Vortrags – Innovation – kommt Dondi aus Zeitmangel nur kurz. Der „Human Touch“ sei entscheidend, Innovation ohne Einbeziehung der Betroffenen sinnlos. Innovationsprozesse, Lebenslanges Lernen und Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) sieht er als gegenseitig verbundenes Dreieck, in dessen Mitte E-Learning stehen könne und solle.

Schlusswort: „Innovation can never be imposed.“

Skulpturen, Teil 2

Die Zusammenfassung des zweiten Konferenztages muss noch bis morgen warten. Aber ein weiteres von vielen, vielen Skulpturenbildern habe ich immerhin:

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Michaels Ballacks und Arnes Friedrichsa

Da hat sich doch gestern abend noch eine nette kleine Blueskneipe gefunden, in der es Fußball zu sehen gab. Und mal wieder: Die Eigenart der lettischen Sprache, beim Herumdeklinieren auch vor Namen nicht Halt zu machen, sorgt auch bei Fußballkommentaren für Schmunzler. Michaels Ballacks hat also das 3:1 geschossen und ich habe nur verhalten gejubelt, weil ich der einzige Deutsche weit und breit war.

Amüsant am Rande: Meine Blogstatistik hat mir verraten, dass heute nacht um 2:38 jemand bei Google nach „Rechtslage Autokorsi“ gesucht hat. Und bei mir gelandet ist. Man kann sich jedenfalls ungefähr vorstellen, was der Grund für diese Suchanfrage war 😉

LMSe und Portfolios und so

Nach der Pause weiter mit den Parallelsessions. Nach etwas Verwirrung darüber, ob Truls Bohm es rechtzeitig geschafft hat, oder nicht, steht der Fronter-Verkaufsmanager schließlich doch vor dem Publikum. Fronter ist Sponsor der Tagung und der Vortrag darum extra gut beäugt. Alle sollen Standards unterstützen, fordert Bohm und weiß: Die eigene Plattform kann höchstens einen Teil des Life-Long-Learnings begleiten. Für den Rest fordert er nach den „Managed Learning Environments“ (LMS mit Schnittstellen) jetzt „Personal Learning Environments“, um Ergebnisse sammel- und austauschbar zu machen. Als fünfte Generation sieht er Arbeitsumgebungen an, die komplett im Netz liegen. Online-Demo geht wegen technischer Probleme nicht und so bleibt Fronter blass. Wenn ich die Dienste befreien will, kann und muss: Warum und was bringt mir der Fronter Desktop? Die Strategie wirkt etwas halbgar, zumal Drag & Drop allein die Kunden nicht befriedigen wird.

Frids Sarcevichs stellt anschließend preiswerte Selbstbaulösungen für ansonsten teure Hardware vor, wie sie in lettischen Schulen erfolgreich angewandt werden konnte. Interactive Whiteboards (WiiMote-Technik), Thermometer und Sound Labs. Kann man alles selbst basteln! Mein Favorit: Die ausgeschäumten Ballons, in die Lautsprecher eingebaut werden.  Bücher hat das Team um Frids auch geschrieben. Einfach mal die Augen aufhalten nach kreativen Open-Source-Hardware-Lösungen.

Nach der Kaffeepause: Muna Agha und Andrea Payrhuber. E-Learning an der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Uni Wien. Die haben nämlich ein Problem: Viel zu viele Anfänger für das erste Studienjahr. (Man munkelt, Fluten von Deutschen auf NC- und Gebühren-Flucht seien mit schuld.) Lösung: Das zweite Semester erreicht nur gut die Hälfte der Willigen. Die Auszusiebenden werden in Einführungsveranstaltungen jetzt mit elektronischen Mitteln versorgt: E-Tutoren betreuen Arbeitsgruppen, stellen ePortfolio-Aufgaben und bereiten auch die frühen Prüfungen vor. Klingt hart, ist aber gut für alle: Weniger Unwillige, die keinen rechten Weg finden, weniger Illusionierte im weiterführenden Studium und letztlich: Für alle klare Vorstellungen von den Inhalten des Studiums.

Johannes Maurek berichtete anschließend von MOSEP: „More Self Esteem with E-Learning Portfolios“. Ziel des Projektes war es, benachteiligten und bildungsfern Herangezogenen Wege zu eröffnen, an der modernen Wissensgesellschaft teilzuhaben. Nach der Vorstellung aller Projektpartner und der Ziele bleib leider nur noch wenig Zeit, das eigentliche Projekt vorzustellen. So blieb als Eindruck: Projekt beendet. Wenige Klassen mit hohem Aufwand mit ePortfolios ausgestattet. Lehrer und Schüler finden: Das war nützlich! Note to myself: Mahara anschauen!

Ana Rurac versuchte sich zum Schluss der Session an einem Vortrag entlang der These, dass ePoretfolios überflüssig und Blogs stattdessen der Weg seien. Diese Argumentation ist ungefähr wie „Warum Diesel? Ich fahr VW.“ Elgg ist ein Blog und Portfolios sind hingegen immer komplett durchstrukturiert. Vielleicht habe ich den Knackpunkt auch übersehen – bei dunkelvioletter Schrift auf mittelviolettem Hintergrund kann das passieren.

Abschließend Workshop I: „Konstruktivistisches Lernen mit Moodle.“ Konstruktivistisch fiel aus. Das stattdessen erläuterte Einloggen als Student hätte ich auch noch aus der Anleitung erschließen können. Bleibt wie immer bei Moodle die Frage: Is that all? So what??

Enter Homo Zappiens – Opening and Keynote Speeches

Jede gute wissenschaftliche Konferenz startet bekanntlich damit, dass die Hymne des Gastgeberlandes gespielt wird und alle ehrfurchtsvoll aufstehen, um, wenn nicht mitzusingen, so doch andächtig zuzuhören. Leider gab heute morgen während der lettischen Hymne das Präsentationsnotebook seinen Geist auf und musste ersetzt werden. So konnte die Hymne erst nach den ersten Grußworten vollständig abgespielt werden. Die europäische gab’s noch hinterher. Herbert Eile, ecoMedia-Netzwerkkoordinator, bemühte dann in seiner kurzen Ansprache in österreichischer Sprache (simultan übersetzt ins Lettische und Englische) auch gleich das Kosmopolitische. Er begrüßte „bildungspolitische Entscheidungsträger aus 24 Nationen“ und forderte die Teilnehmer auf, die Ergebnisse der Konferenz „als Botschaft hinauszutragen in den Kontinent Europa“. Bestens eingestimmt auf Großes also, konnten die gut 100 Teilnehmer dann drei Keynotes lauschen.

ecoMedia, 3rd thematic conference

Andris Ambainis, sympathischer Quantencomputer-Experte und „despite his youth“ offensichtlich lettischer Starwissenschaftler machte den Auftakt mit Überlegungen zu „New Technologies and the Future of Computing“. Wer regelmäßig die c’t-Artikel zu Fortschritten bei Quantencomputern liest, konnte kaum Neues erfahren und auch als allgemeine Einführung in das Thema fehlte ein wenig Struktur. Er konnte aber gut vermitteln: In 20 Jahren könnten Computer ganz anders aussehen als heute und ganz andere Dinge mit Leichtigkeit erledigen – und damit ist nicht bloß neue Apple-Oberflächen (physisch wie virtuell) gemeint. Auf die Frage, WAS denn der einfache Mann von der Straße davon haben würde, wusste er vor allem diplomatisch zu antworten: „Bislang haben sich immer Ingenieure gefunden, die mit mehr Rechenleistung etwas anzufangen wussten.“ Ansonsten hat er mich von Stimme, Akzent und Tonfall her sehr an Peter Sellers als Dr. Strangelove erinnert, vor allem als er als Beispiel die heute übliche verschlüsselte Überrtagung von Kreditkartennummern, z.B. zu Amazon, anführte und grinste: „So if we had a quantum computer, we could break all codes.“

Etwas näher ans Zentrum der Konferenzthemen führte Thomas Maier, Teacher Portal Manager des European Schoolnet. Er berichtete von einer großen Metastudie zum Thema „The ICT Impact Report – A Review of Studies on ICT Impact on Schools in Europe“. Also: Was bringt das ganze Computerzeug in den Schulen eigentlich? Zunächst attestierte er sowohl quantitativen (Wie soll man genau messen, welchen Einfluss ICT neben anderen Einflussgrößen hatte?) als auch qualitativen (Da wird gefragt, wie Lehrer, Eltern und Schüler den Einfluss von ICT in der Schule einschätzen. Stimmt das mit der Realität überein?) Vorgehensweisen methodische Schwächen, konnte aber keine abschließende Lösung präsentieren. Ihr Review berücksichtigt beide Welten. Die Ergebnisse sind insgesamt interpretationsbedürftig. Klar: Es werden Effekte beobachtet, auch positive. Sehr stark z.B. in Grundschulen, vor allem im Muttersprachenunterricht. Whiteboards machen in Englisch, Mathe und Naturwissenschaften besser, aber nur im ersten Jahr. Alle sehen einen positiven Einfluss von ICT. Ich finde: Da muss man nochmal einen genauen Blick in das Review werfen. Maier berichtete weiter, dass 90% aller europäischen Lehrer ICT zur Unterrichtsvorbereitung nutzen, sich deren ICT-skills drastisch verbessert hätten, aber neue pädagogische Konzepte kaum Anwendung finden. Dabei träfen sie auf eine Generation von Schülern, die Blogs, Podcasts und AV-Videokonferenzen ganz selbstverständlich nutzen – im Gegensatz zu Lernplattformen, die kein Schüler verwendet. Höchstens als Dateiarchiv. Nutzergenerierter Content sei die Zukunft, schließt Maier und fordert weitere große Studien und die Aufnahme neuer Kompetenzen in Curricula und Tests.

Die neue Generation von Schülern stand auch im Mittelpunkt von Mikael Anderssons (Swedish Agency for Fleixble Learning) Vortrag mit dem Titel „Enter Homo Zappiens – a new era for ICT and learning“. Er sieht zwischen heutiger Eltern-/Lehrer- und Schülergeneration einen tieferen Graben als zwischen früheren aufeinanderfolgenden Generationen. Schüler seien „digital natives“, Lehrer „digital immigrants“, die den selbstverständlichen Umgang mit neuen Technologien im Gegensatz zu ihren Kindern als etwas Fremdes erleben. Der „Homo Zappiens“ ist gleichzeitig extremer Individualist (What’s in it for me?) und Kollektivist, der Dinge mit anderen teilen will (the MeWe-Game). Außerdem ist er Dividualist, der mühelos zwischen selbstgewählten Identitäten hin- und herswitcht (Pick a ‚me‘). Seine Generation sei völlig von Pippi Langstrumpf korrumpiert. Hätten seine Eltern die nonkonformistische Pippi noch für einen vermittelnswerten Gegenentwurf gehalten, ginge die heutige Elterngeneration bei der Erziehung davon aus, dass die Pippi-Sicht die Norm sei. Zudem hätte sich die berühmte Maslowsche Bedürfnispyramide verschoben. Die unteren Stufen – körperliche Bedürfnisse und das Bedürfnis nach Sicherheit – seien der heutigen Schülergeneration als vollkommen selbstverständlich erfüllt gar nicht mehr im Bewusstsein. Das rückt andere Bedürfnisse wie die nach sozialer Anerkennung und Selbstverwirklichung viel stärker in den Mittelpunkt. Das sei nicht per se „schlimm“, sondern logische Folge unserer Erziehung. Da Schritt zu halten wird schwierig, weil die ICT-Kompetenz mittlerweile auf der „falschen“ Seite liegt. Nicht auf der des Lehrers, sondern der des Lerners. Aufgabe des Lehrers aber sei Bildung zu vermitteln (in Abgrenzung zu Ausbildung – diesen sprachlichen Unterschied gibt es auch im Schwedischen), denn Information ist ungleich Wissen, sondern Wissen ist Information, multipliziert mit Verarbeitungsfähigkeit. Die habe Schule als Rahmen herzustellen.

Danach war die Pause wohlverdient.

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Beobachtungen am Rande

Ganz in der Nähe des Strandes habe ich diesen Obststand entdeckt. 00-24 bedeutet: Immer geöffnet. Falls jemand nachts mal ne Melone braucht.

Obststand in Saulkrasti

Nur ein paar Meter weiter ein einladendes öffentliches Toilettenhäuschen. Besonders hübsch: Die Kennzeichnung für Männchen und Weibchen.

Toilettenhäuschen in Saulkrasti

Über lettische Toiletten kann ich überhaupts nichts Negatives sagen. Im Gegenteil, alles prima sauber und modern. Das Innere dieses Toilettenhäuschens konnte dann aber mit westlichen Standards nicht ganz mithalten:

Toilettenhäuscheninneres in Saulkrasti

Der Strand war fast menschenleer. Fast. Ein paar Leutchen hatten sich – in gebührendem Abstand – niedergelassen und einige ließen es sich dann gleich richtig gut gehen:

Strand mit Wasserpfeife

Kinos sehen in Riga genauso aus wie in Osnabrück, Sydney oder Alaska. Eines habe ich aber gefunden, das etwas Besonderes zu bieten hatte: Handbemalte Filmplakatwände.

Handgemaltes Kinoplakat in Riga