Geistige Brandstiftung

In der letzten Woche vor der EM rauschte ein Pseudoskandal um die böse polnische Presse durch den Blätterwald. Die zum Springer-Konzern gehörende polnische Zeitung „Fakt“ fiel durch drastisch bebilderte und formulierte Anti-DFB-Team-Artikel auf. Die zum Springer-Konzern gehörende deutsche Zeitung „BILD“ machte daraus einen Generalangriff auf das deutsche Volk. Das wichtigste polnische „FAKT“-Konkurrenzblatt „Super Express“ legte mit den berühmten abgeschlagenen Köpfen nach. „BILD“ konnte wütend zurücktreten. Und so weiter und so fort.

Ich nenne so etwas „geistige Brandstiftung“.

Wie abhängig oder unabhängig die Blätter auf beiden Seite der Grenze auch immer sein oder nicht sein mögen: Die Hintergründe und Anfänge der Geschichte waren und sind von Anfang an für jeden an vielen Stellen offengelegt und kritisch beleuchtet worden. Wer es dennoch versäumt, diese fragwürdigen Aspekte des ganzen „Krieges“ miteinzubeziehen, macht sich mitschuldig.

Zufällig habe ich heute drei, vier Interviews im EM-Umfeld (alles GEZ-finanzierte Massenmedien) mit irgendwelchen Fußball-Experten oder Polen-Experten oder Fanerwartungs-Experten oder was auch immer gehört. In jedem dieser Interviews wurden angebliche Angriffe „der polnischen Presse“ oder gar „Polens“ auf wahlweise die „deutsche Mannschaft“, „Deutschland“ oder „uns“ vom Interviewer thematisiert. Kein Wort von „BILD“, kein Wort von der Springer-Beteiligung auf polnischer Seite.

Aber da fällt mir ein: Gilt der Pressekodex überhaupt für Sportreporter? Sie berichten ja – zumal beim Profifußball – über keine realen Ereignisse im engeren Sinne, sondern über den frugaleren Teil von „pane et circensem“.

Und nur mal als Ausblick wohin das führen kann – im bundesdeutschen Strafgesetzbuch gibt es einen Paragraphen, der u.a. besagt:

Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer Schriften, die zum Haß gegen Teile der Bevölkerung oder gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihr Volkstum bestimmte Gruppe aufstacheln, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen gegen sie auffordern oder die Menschenwürde anderer dadurch angreifen, daß Teile der Bevölkerung oder eine vorbezeichnete Gruppe beschimpft, böswillig verächtlich gemacht oder verleumdet werden, verbreitet, …

Eine Antwort auf „Geistige Brandstiftung“

  1. Wenn man die Fakten außer acht lässt, kann man aber viel schöner auf publizistische Trittbretter aufspringen.
    Dass einen dann jeder, der tatsächlich lesen kann, für grenzdebil bis latent kriminell hält, ist doch egal: Das sieht man an der Programmgestaltung des Fernsehens wie an der Gestaltung von Medien überhaupt: Von Praktikanten, für Praktikanten.

    So richtig tatsächlich lesen kann/will die Mehrheit ja nicht, und was zählt, ist die Quote.

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