Rent-a-Scharfschütze

So ein Auto würde in Deutschland sicherlich für reichlich Aufsehen sorgen:

Rent a Scharfschütze - Armeewerbung in Riga

Da bekommt das Wort „Überfallkommando“ eine ganze neue Bedeutung, möchte man meinen und gleich zum Hörer greifen, um bei den ewig lauten Nachbarn endlich mal aufräumen zu lassen.

Aber nein, kein privater Sicherheitsdienst, kein Abenteuerpark, kein Söldnerverleih. Die lettische Armee versucht so, um Nachwuchs zu werben.

P.S.: Das Wort „Dienests“ ist wohl ein Lehnwort aus dem Deutschen. Kein Wunder, schließlich hatten die Letten jahrhundertelang mit deutschbaltischen Gutsherren zu tun.

Andere Länder, andere Namen

Morgen früh geht’s ab nach Riga. Heute wollt ich nochmal schauen, was es da abends vielleicht Spannendes zu sehen gibt. Und bin auf das hier gestoßen:

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Schön zu sehen, dass andere Länder viel weniger Hemmungen haben, Fremdlautendes auch orthographisch zu integrieren.

Leider bin ich dann schon wieder weg. Und 200 Lats latze ich für Hose Karreras bestimmt auch nicht.

Fachsprachen und minzige Steine

Eines der wirklich aufregenden Dinge am Mitmach-Web ist, dass mehr oder weniger plötzlich jeder öffentliche Texte produzieren kann. Und es viele auch dann tun, wenn Ihnen die höheren Weihen der korrekten, wahren und anerkannt guten Sprachverwendung fehlen. So kommen ganz neue Fachsprachen ans Licht und ich finde: Das liest sich sehr authentisch, sehr „nah am Menschen“ und darum spannend.

Wie bei allen Fachsprachen wirken die Aussagen dekontextualisiert allerdings etwas merkwürdig:

„der spielspaß ist durch die abwerfbaren Bomben und den beiden Raketen an den seiten enorm hoch“

„Das es einen Platz zur Aufbewahrung des Blaster gibt, finde ich persönlich wirklich gut, denn es ist sicherlich nicht nur bei mir geschehen, dass die Waffe aus dem Fahrzeug gefallen ist.“

„denn er wankt ein bisschen und so sieht es eher unreal aus als ich zb.. einen Droiden zerdrücken wollte fiel er leider um“

„Im Imperial AT-ST könnten 2 Rebellen sitzen. Damit es mehr Spaß gibt.“

„Ich finde dieses Produkt gut vor allem da es ausgezeichnet für große Schlachten geeignet ist .“

Aber schnell wird klar, worum es geht, oder?

„Der Sternenzerstörer ist wirklich gut gelungen. Aber beim Looping öffnen sich die Klappen und der Kommandoturm stürzt ab. „

„Der Sternzrstörer ist recht unstabiel. Er ist alerdings sehr gut ausgestattet.“

„der Naboo Starfighter kann nicht landen,da geht bei mir immer der Raketenwerfer los.Dasselbe passiert,wenn der Vulture einen salto macht.“

„Die Detail getreuheit ist wirklich perfekt, denn die Hüllen der Y-Wings wurden von den Technikern der Rebellen angeschraubt, da man sie bei Reperaturen sonst viel zu oft auf und abschrauben hätte müssen“

Manchmal klingt es auch etwas nach Zen:

„Für alle die meinen dass die Frisur von Anakin aus Gummi ist das stimmt nicht, sie ist wie fast alle anderen.“

Logik kann sein, muss aber nicht:

„Als ich den gesehen hab, dachte ich mir, wenn das Teil 50€ kostet, dann kauf ich’s mir!!! Leider war dem nicht so und deshalb hab‘ ich mir nur einen gekauft“

Erkannt? Klar doch:

„und die Platten am Rand sind auch nicht gerade stabil daher sie durch ein^nen minzigen Legostein verbunden sind“

Eben. Der Star-Wars-Lego-Shop und die dazugehörigen Produktkommentare. Dank an Frank für den Hinweis!

Und zum Schluss ein prima Rat, der unter jedem Produktreview stehen sollte:

„Naja wenn mann will kann mann es sich kaufen aber wers nich unbedignt will der sollte es auch nicht kaufen!!“

Hollo-Bollo, Günstlinge, Schalenrücken und viel, viel Hollandaise

Die unvermeidlich in den Briefkasten trudelnden Flugis vom Pizza-Bringdienst lese ich immer besonders gern. Wo sonst lassen sich
so viele kreative und exotische Vorstellungen von Rechtschreibung, Grammatik, Schriftgestaltung, ästhetisch vertretbaren Farbverläufen und nicht zuletzt den Grenzen des kulinarisch Zulässigen und Möglichen auf engstem Raum bewundern? Heute lagen gleich drei im Kasten.

Amigo Grill

Dem aktuellen Thema „EM“ Tribut zollend versucht sich der Amigo Grill grammatisch verwirrt an etwas namens „Günstlinge das Spar-Extra für Gruppenbesteller“:

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Den Bindestrich setzen die Flugi-Autoren vom Amigo Grill gern willkürlich in graphisch interessantem Wechsel mit Leerzeichen ein, wie die „Frei Haus-Lieferung“ beweist:

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Ansonsten bietet der Amigo Grill alles, was sich irgendwie in einen Topf, Wok, Ofen oder Pizzalieferwagen quetschen lässt. Pizza, Nudeln, Gyros, „Gefüllte Fladenbrot“, „Amerikas Food“, Indisch, fischig, und „Landstraße„. Klar! Wer lässt sich nicht gern das gute alte deutsche Truckermenu „Omelette Funghi“ in einer Pappbox liefern? Meine Pizza-Favoriten sind jedenfalls:

70b Calzone Asiatisch, 26 cm
Hackfleisch, Zwiebeln, Broccoli, Hollandaisesauce, Tomaten, Peperoni, Schafskäse

60a Aloa, 32 cm
Tomaten, Käse, Zwiebeln, Champignons, Hollandaisesauce

46aOrange, 32 cm
Tomaten, Käse, Schinken, Broccoli, Sauce Hollandaise

Asiatisch? Hollandaise? Schafskäse? Aloa? Orange? Egal. Kommt alles bestimmt gut an und heißt doch so schön.

Pizzeria Toscana

Hollandaise scheint mittlerweile Quasi-Standard auf Pizzen geworden zu sein. Mir ist das fremd. Aber ich bin sicher auch kein Maßstab. Beim Flugi-Newcomer „Pizzeria Toscana“ bin ich heute erstmals auf die „Pizza Hollo-Bollo“ (Google kennt die schon erschreckende 9 mal!) zwischen anderen Hollandaise-VerbrechenSpezialitäten aufmerksam geworden:

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Darüber hinaus bietet „Toscana“ Klassisches. „Pizza Pizza“ (scharf!), „Pizza Gyros“ und „Pizza Gyros Spezial“ (mit Hollandaise), „Pizza Hollandaise“ (ohne Gyros) und „Pizza il Europe“ (mit klassisch Europäischem wie Mais, Thunfisch und Hollandaise) und als Krönung „Calzone Gyros Spezial“ mit „Gyros, Zwiebeln und Hollo“. Selbstverständlich bekommt man unter der Nummer P140. die Portion Hollandaise für 1€ auch ohne lästige Pizza.

Pizza Paradiso

Bleibt noch „Pizza Paradiso“ mit dem wundervollen Claim „LECKERES WIE IM PARADIES-AUCH BEI IHNEN.“ Da lohnt sich ein genauer Blick – aber der ist auch notwendig, wie die mutige Kontrastgestaltung zeigt:

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In Sachen Hollandaise hat das Pizza-Paradies noch Nachholbedarf, es ist nur die „Calzone Paradiso mit Gyros, Brokkoli, Schinken, Pilze, Paprika, Hollandaise“ im Angebot. Außerdem gibt es noch die üblichen Groß-Klein-Schreib-Rätsel, lustige Leerzeichen und natürlich Schalenrücken:

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Alleinstellungsmerkmal von „Pizza Paradiso“ ist allerdings „Abendbrot – Mittags geöffnet“. Ich denk da spontan an den Bauarbeiter, der das gut durgezogene Leberwurstbrot vom Vortag entdeckt. Aber sehen Sie selbst:

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Wenn culture=DE, dann Fahrrad=kompliziert

Bei mehrsprachigen Webseiten ist es nicht unüblich, die vom Nutzer gewählte Sprache in der URL mitzuschleppen, damit das brave seitenausliefernde Content-Management-System auch weiß, in welcher Sprache es die leckeren Inhalte servieren soll. Erkennbar ist sowas dann z.B. an einem »?language=DE« oder ähnlichem in der Adressleiste. Da achtet man normalerweise gar nicht drauf, Hauptsache auf der Seite steht das Gewünschte.

Auf die genaue URL habe ich natürlich auch nicht geguckt, als ich kürzlich herausfinden wollte, ob und zu welchen Bedingungen Ryanair denn gegebenenfalls mein Fahrrad transportieren würde. Aber nach kopfschüttelndem Konsum des letztendlich gefundenen Textes sprang mir diese Adresszeile der FAQs ins Auge: http://www.ryanair.com/site/DE/faqs.php?culture=DE.

Deutsch ist also weniger eine Sprache als vielmehr eine Kultur, insbesondere wenn es ums Fahrrädermitnehmen geht. Aber lesen Sie selbst:

Sportausrüstungsgegenstände, einschließlich, jedoch nicht beschränkt auf große Angeln, Golfschläger, Fahrräder, Roller, Fechtausrüstungen, Surfbretter, Bodyboards, Snowboards und Skier, sowie große Musikinstrumente, einschließlich, jedoch nicht beschränkt auf Harfen, Kontrabässe und Schlagzeuge sind für den Transport durch Fluggesellschaften wie Ryanair ungeeignet, für die nur kurze Einstiegszeiten gelten.

Aha. Etwas umständlich formuliert, aber soll wohl sagen: Nö. Keine Fahrräder. Auch keine Harfen oder Fechtausrüstungen. Schade. Aber der Text ging noch weiter:

Bei Buchung zur Zeit der Reservierung unter www.ryanair.com können solche Gegenstände jedoch gegen eine zusätzliche ermäßigte Gebühr pro Gepäckstück und pro Einzelflug zusätzlich zum persönlichen Freigepäck im Laderaum des Flugzeugs mitgeführt werden.

Also doch? Sind sie nun ungeeignet oder nicht? Und was heißt ermäßigte Gebühr? Ermäßigt gegenüber was? Lesen wir weiter:

Wenn der Gegenstand nicht bis zur Ankunft am Flughafen oder in einer Ryanair-Buchungszentrale gebucht wurde, wird der volle Tarif berechnet.

Welcher volle Tarif? Wie bekomme ich meine Harfe denn in eine Buchungszentrale? Die vollständige Auflösung verspricht dann folgender Link:

(Klicken Sie hier, um Einzelheiten zu erhalten.)

Nun bliebe nur noch zu fragen, ob Ryanair die gewünschte Information (Ja, Fahrradmitnahme begrenzt möglich, kostet bei Vorabbuchung 30€ pro Flug, bei Buchung vor Ort 40€ pro Flug) für andere deutschsprachige Kulturen kundenfreundlicher aufbereitet. Aber alle Versuche, sei es mit culture=AT, culture=CH, culture=nds oder culture=ksh schlugen fehl. Ein wenig Hoffnung hatte ich noch auf culture=bar gesetzt, dieses Naturvolk ist ja schließlich für klare Ansagen bekannt, aber ebenfalls: Fleitepiepen.

P.S.: Natürlich ist der Paramater »culture« von Ryanair nicht einfach nur skurril. Wer genau hinschaut, findet in der URL http://www.ryanair.com/site/DE/faqs.php?culture=DE die Sprache ja auch doppelt kodiert: ..site/DE/.. und culture=DE. Das entspricht z.B. den üblichen zweiteiligen Angaben für POSIX-Locales. Denn bei »gleicher« Sprache können, abhängig vom Land, oder wenn man so will, der Kultur, unterschiedliche Konventionen, Regelungen oder ganz offensichtlich: Gesetze gelten. Deutsch in Deutschland ist nicht gleich (spannender Artikel der NZZ!) deutsch in der Schweiz, ebenso wenig englisch in Großbritannien und den USA. Gerade international operierende Firmen teilen die Welt unabhängig von Sprachen in Regionen mit unterschiedlichen Angeboten, unterschiedlicher Preisgestaltung und unterschiedlichen Services. Ryanair bietet FAQs für die meisten Länder nur in englischer Sprache an. Trotzdem können in Portugal dann andere Regelungen gelten als in Norwegen. Zum Beispiel für die Fahrradmitnahme, vielleicht.

Irre Klotztypenauflösung

Vor ein paar Tagen hatte ich gefragt, was sich wohl hinter »Irren Klotztypen« verbergen mag. Leider kam keine der Kommentatorenvermutungen auch nur in die Nähe der Wahrheit. Leider? Zum Glück? Man weiß es nicht..

Tatsächlich geht es um ein neues Nintendo-DS-Spiel: Jenga. Ja! Jenga. Die Mikadovariante mit den Holzklötzchentürmen, die irgendwann umfallen, wenn man beim Rausziehen zu doll wackelt. Über Sinn und Zweck einer virtuellen Variante dieses lustigen Spiels, das ja gerade vom Anfassen lebt, mag man streiten.

Normales Jenga umzusetzten, war den Entwicklern jedenfalls zu wenig, so dass sie neben den bekannten und bekannt unirren Holzklötzen noch viele weitere tolle irre Klotztypen integriert haben. Leider (oder zum Glück?) kann ich da nur raten: Vielleicht blinkende, widerhakenbesetzte, kaugummiartige, nationalhymnensingende oder gar plötzlich wegteleportierende, die zu Zombies werden?

Ich fand jedenfalls den Kommentar von SethSteiner ganz treffend:

Also erstmal, natürlich das Spiel grenzt an absoluter Lächerlichkeit, es ist skuril soetwas auf dem DS zu bringen, aber ist deswegen diese Art der Kritik verständlich? Ich denke nicht, die Welt lebt von diesen Skurilitäten, dem anderen und lustigen verrückten Sachen

Irre Klotztypen

Obwohl es schon leicht anfing zu nieseln, bin ich heute am späten Nachmittag noch kurz durch die Fußgängerzone gehechtet, um die eine oder andere Besorgung zu erledigen. Irgendwann, irgendwo blieb mein Blick an einer tollen Nominalphrase hängen:

Irre Klotztypen!

Bevor ich das Ganze in wenigen Tagen auflöse, fordere ich hiermit die Phantasie der Kommentatoren heraus: Was könnte damit gemeint sein? Worauf könnte sich das beziehen? Hinweis: In diesem Blog findet sich mindestens ein Beitrag, der zumindest grundsätzlich etwas damit zu tun hat.

Hurra, es ist ein Portoprodukt!

Soeben habe ich ein Portoprodukt erstanden. DHL hat sich extra in einer E-Mail mit dem unsäglichen Betreff »Erwerbsbestätigung fuer DHL Portoprodukte, 22.04.2008« dafür bedankt. Ich finde, das klingt ein bisschen nach Ferengi. Gemeint ist natürlich eine Briefmarke zum Selbstausdrucken.

Irgendwie denke ich bei »Produkt« wohl immer noch zu sehr an Handgreifliches und das Portoprodukt habe, wenn, dann ja wohl ich bzw. mein Drucker hergestellt. Aber Banken versuchen uns ja schon länger davon zu überzeugen, dass sie mit Finanzprodukten handeln, Anlageberatungsprodukte herstellen oder für ganz besonders ausgewählte Kunden sogar Premiumwertpapierprodukte bereithalten. Finanzprodukte kennt Google jedenfalls schon lange und recht gut. Portoprodukte hingegen sind außerordentlich lichtscheu, offensichtlich: Von drei Treffern gerade war einer pleite und zwei schwedisch.

Es ist also vermutlich damit zu rechnen, dass uns auch anderswo überraschende Produkte begegnen. Ich warte dann mal ab, bis die Stadt Osnabrück mir schriftlich für den Erweb eines Bußgeldproduktes dankt. Oder der Bischof für ein Bußprodukt.

Rastnasenschutz

»Rastnasenschutz« ist ein ziemlich schönes Wort, finde ich. Und man kommt auch nicht sofort drauf, was das denn ist…