Was Leute am neunundzwanzigsten Oktober Zweitausendundacht lernen müssen

Ich muss viel lernen
Ich muss wieder lernen
Ich muss orientalischer denken lernen
Ich muss Latein lernen
Ich muss erstmal lernen, den Menschen zu vertrauen
Ich muss unbedingt Englisch lernen
Ich muss in Mathe mehr lernen
Ich muss alles auswendig lernen
Ich muss einfach lernen mich autonom zu betrachten
Ich muss erst lernen, wie ich Freunde in ihm finde
Ich muss Physik lernen
Ich muss Vokabeln lernen
Ich muss ihn kennen lernen
Ich muss Symphonien komponieren lernen
Ich muss jetzt lernen als Einarmiger zu leben
Ich muss soviel lernen und kann nicht mehr mit Freunden zusammen sein
Ich muss es lernen, zu welcher Zeit Leute Spaß machen
Ich muss furchtbar viel lernen

Quelle: Google-Suche nach „ich muss * lernen“

Unsere kleine Farm

Die Uniblogs – also der Blog-Server, der Euch gerade diesen Beitrag liefert – sind von der Idee her ungefähr ein Jahr alt. So richtig los ging es Anfang 2008 und mittlerweile entwickelt sich unsere kleine Blogfarm zu einem faszinierenden Kommunikationsmedium innerhalb der Hochschule und darüber hinaus. Längst lässt sich die Zahl der besonders spannenden Blogs nicht mehr an zwei Händen abzählen. Heute ist zudem der Blogwettbewerb für Erstsemester gestartet und wir erhoffen uns viele spannende Beiträge.

Was wir – oder eher: Ihr! – mit unserer Blogfarm anstellt, interessiert auch andere Hochschulen. Kristine, Tim und ich durften für das e-teaching.org-Themenspecial „Web 2.0 in der Lehre“ einen  Praxisbericht verfassen. Hier die Ankündigung:

Ein eigenes Blog auf dem Hochschul-Server für alle Angehörigen einer Hochschule? Mit diesem Service für Lehrende, Studierende und Verwaltungsmitarbeiter hat die Universität Osnabrück sehr positive Erfahrungen gemacht.

Das Zentrum für Informationsmanagement und virtuelle Lehre – virtUOS – ist eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität Osnabrück. Sie gehört nicht zu einem einzelnen Fachbereich oder zu einer bestimmten Einrichtung, sondern wendet sich an alle gleichermaßen. Ihre unterschiedlichen innovativen Dienstleistungen sind richten sich auf den Einsatz von EDV, Internet und Multimedia, der nicht nur aus technischer Perspektive betrachtet wird, sondern wissenschaftlich eingebunden ist und Informationsmanagement, virtuelle Lehre und Medienkompetenz verbindet.

Zu den zahlreichen Angeboten, Aktivitäten und Projekten gehört seit Herbst 2007 auch eine „Blogfarm“: Alle Angehörigen der Universität können sich auf dem Uni-Server unkompliziert ein eigenes Blog einrichten lassen – und dort alles bloggen, was sie wollen … In der Auswertung der bisherigen Erfahrungen zieht das virtUOS-Team eine außerordentlich positive Bilanz, die Kristine Greßhöner, Tim Schmidt und Tobias Thelen für e-teaching.org zusammengefasst haben.

Den ganzen Text gibt es hier zu lesen.

PeterLicht live: Super sagen!

PeterLicht in der Lagerhalle, Osnabrück, 26.10.2008

Der gute alte Heinz-Rudolf Kunze, Gott hab ihn selig, der sich selbst noch  als Liedermacher und Weltverbesserer verstand, hat mit seinem 1984er Live-Album „Die Städte sehen aus wie schlafende Hunde“ eine grandiose Form des Konzertes aus gesungenen und gesprochenen Texten dokumentiert. Das war bevor er glaubte, Rockstar zu sein, albern wurde und Osnabrück den Rücken kehrte, um im weltstädtischen Hannover zu residieren. Das fügt sich hervorragend zu meiner ausgeprägten Hannover-Aversion. Oder ist das umgekehrt?

Die „schlafenden Hunde“ jedenfalls schaffen eine spannungsvolle Balance aus Gesungenem und Gesprochen, die die späteren „literarischen Programme“ nicht mehr aufzubieten vermochten. Damals klang Protest noch nach Brokdorf und Che und war eine todernste Sache. Wobei Kunze immerhin letzteres sympathisch aufzuweichen wusste. Ein schönes Beispiel sind seine „Variationen über einen Satz des Bundesinnenministers aus dem Monat Juli des Jahres 1983„.

Und damit sind wir endlich bei PeterLicht, der heute abend die Lagerhalle rockte. Nun gut. Nicht direkt rockte. Man sollte eher sagen: mittel rockte. Vielleicht auch nicht direkt mittel. Eher so am unteren Ende von Rocken und am oberen Ende von auf Stühlen enthusiasmieren. Ja, tatsächlich. Ein Sitzkonzert. Es stand ja schließlich auch „freie Platzwahl“ auf der Karte.

Statt lyrisch gewandeter, scharfzüngig und aufrichtig entrüsteteter Polemik, wie sie 1984 en vogue war, setzt der heutige Protestsänger auf Selbstironie. Das nur 43-sekündige Stückchen „Benimmunterricht (Der Arbeitgeberpräsident)“ aus Lichts ganz ganz großen „Liedern vom Ende des Kapitalismus“ (2006) kommt auf der CD überraschend-verwirrend und ohne direkten Nachklang daher. Live hingegen blitzt der Protest raus. Einer der wenigen Versuche von direkter Interaktion mit dem Publikum mündete darin, dass zwar niemand (ok, außer mir natürlich) den Text mitsingen mochte, aber immerhin durch vielmalige Wiederholung einer Arbeitgeberpräsidenten-Pressemitteilung entlarvender Kontext geschaffen werden konnte. Die Jugend wisse sich nicht mehr zu benehmen. Bringt sie an die Werkbänke, auf dass funktionierende Menschen daraus werden. Solch Protest ist freilich purer Rock’n’Roll, den PeterLicht dann auch mehrfach in ironisch gebrochenen Posen mimte. Und Fröhlichkeit und Wohlfühlatmosphäre stiftete: Da vorn steht einer, der will nur spielen.

Will er aber gar nicht. Der will viel mehr. Die alten Formen gehen aber nicht mehr. Kein wilder aber todernster Rock’n’Roll, keine Hannes-Wader-Kampfklampfe und auch keine Kunze-Lyrik.  Der emanzipierte Protestler in den Nullerjahren erkennt sich selbst als zentrales, sozusagen konstruierendes Element der Welt, gegen die er eigentlich protestieren will.

Also sind Selbstbefindlichkeit und Weltbefindlichkeit quasi das gleiche. Oder zumindest: Auf der gleichen Medaille beheimatet.  Und so kam auch live die einzigartige PeterLicht-Mixtur rüber: gewaltige Sprachwitzgewitter, purer Blödsinn, verträumte Reflexion und Sätze, die sich festkletten im Hirn und erst nach und nach ihr Gift freigeben.

Zu Beginn begegnete uns eine beinah besinnliche Band, die mit „Räume räumen“ und dem „Heimkehrerlied“ zwei der ruhigsten Stücke konzentriert und unaufgeregt aus dem Dunkel ins Dunkel fließen ließ. PeterLichts Marotte, das eigene Gesicht nicht dem unkontrollierbaren medialen Transportwesen überantworten zu wolle, schafft Spannung: Wann sieht man es endlich, das so Geheimnisumwobene? Und, um mit Bachman-Juror Klaus Nüchtern zu sprechen, der sich darüber freute, es im Gegensatz zum Fernsehzuschauer gesehenzu haben: „Es sieht unglaublich aus!“

Ein bisschen sorgten wir uns alle ja um die Spielfreude der Vier, die Stück für Stück herunterspulten, pausenlos, emotionslos und ohne das Publikum zu beachten. Die musikalische Qualität war am Anfang beachtlich, wie ja auch das neue Album an musikalischer Komplexität fraglos gewonnen hat. Die Distanz der melancholischeren Songs wich aber bald erkennbarem Spaß an der Sache, als es an die gesellschaftlicheren ging und vor allem die älteren. Erster Höhepunkt: Lesung von „viel hilft“ aus „Wir werden siegen! – Buch vom Ende des Kapitalismus“ (2006). Anschließend wurde es richtig launig. die „Transsylvanische Verwandte“, das „Lied gegen die Schwerkraft“ und der „Wolf im Fuzzipelz“ kamen live viel großartiger als von der CD und der „Safarinachmittag“ – einer meiner Lieblinge –  war pure Spielfreude mit einem tanzenden PeterLicht und strahlenden Augen im Publikum. Die mittlerweile nachgelassene musikalische Akkuratesse, vor allem beim Sänger, verzieh man da leicht. Oder eher noch: Unterstrich den leichten Charakter des Vortrags und war deshalb ja vielleicht sogar gewollt.

Zur ersten Zugabe las Peter einen Text über olympisches Wettentspannen. Und wir wünschten uns mehr Gelesenes. Wer die Klagenfurt-Lesung verpasst hat, findet bei YouTube noch unbedingt Nachholenswertes. Mehr Gelesenes gab’s aber nicht. Es fehlte schließlich auch noch das hymnische „Lied vom Ende des Kapitalismus“.

Es kam der Eindruck auf, dass nicht alle Zuschauer die Songs und Texte schon vorher in den Tabernakel ihres Herzens aufgenommen hatten und nicht ganz mitgekommen sind. Fröhlich waren sie trotzdem alle und applaudierten lautstark.

Ich fand’s grandios. Beim nächsten Mal: Die Stühle weglassen!

Und wir singen:
Bei-Bei-Bei-Bei-Beipflichten
Okay-hay-hay-hay finden
Bei-Bei-Bei-Bei-Beipflichten
Okay-hay-hay-hay finden

Super sagen
Super sagen
Unterwegs sind wir auch
Unterwegs im Zielgebiet
Und Beruf haben wir auch
Wir sind Endverbraucher

Minimalistische psychophysische Interferenzen im Hip-Hop

Hip-Hop und Minimal Music berühren sich nicht zum ersten Mal. Kein Wunder, denn Hip-Hop lebt vom repititiven „Wiederverwenden“ vorhandener Beats und Klangfragmente und die einstmals postavantgardistische Minimal Music hat die Popmusik heftig befruchtet, auch jenseits von Techno.

Ganz prominentes Beispiel aus dem deutschen Sprechgesang: Mellowbags & Freundeskreis‘ »Tabula Rasa« (1998), das vollständig mit Michael Nymans »Memorial« (1989) unterlegt ist. Genau, das mit gleitenden Kamerafahrten in barock-überfülltem, dekadent-marodem Ambiente assoziierte Stück aus dem Soundtrack zum grandiosen Greenaway-Streifen »The Cook, the Thief, his Wife and her Lover«. Die Interpretation als Todesmarsch offenbart sich erst in der Schluss-Szene (Vorsicht! Nichts für schwache Nerven.) Und zwar nachdem es, analog zur permanenten Vorwegnahme des kommenden Todes im chronisch unterschätzten »Drowning by Numbers« (1988, IMDB plot keywords: Mathematics | Vagina | Disturbing – Cricket Accidents & Sheep Oberservation fehlen!), den gesamten Film über immer wieder angeklungen ist.

In »Tabula Rasa« hören wir:

What ‚dem wann‘ do for stop(pin) you
Mephisto can’t strike we down
the rebel (will) come through
what ‚dem wann‘ do for stop you
when your’re under your meditation and look through
what ‚dem wann‘ do for stop you
Mephisto can’t strike we down
the rebel come through
what ‚dem wann‘ do for stop you
you could never ever [put] out the fire we are walk(ing) through

Das passt thematisch zu »The Cook,…«. Der Ausbruch Georgina Spicas (Helen Mirren), die der (verbrecherischen) Konvention ihres tyrannischen Mannes (The Thief) entflieht, eine Liaison Dangereux mit dem Lover wagt und letztendlich Genugtuung nur durch Überwindung der (moralischen) Konvention findet, indem sie den Cook dazu bringt, ihren getöten Lover dem Mörder, dem Thief zum Fraß vorzusetzen. Mephisto. Rebel. Fire we are walking through.

Nun lässt sich einwenden: »The Cook,…« ist nicht Minimal Music, höchstens Post-Post-Minimal und Nyman nicht wirklich für Hardcore-E-Musik bekannt. Schlechter Beleg für die Eingangsthese?

Also nehmen wir lieber ein unstrittiges Beispiel. Steve Reich, 1972. »Clapping Music«. Ein geniales und genial einfaches Stück Musik, instrumental reduziert auf ein Minimum: 2 klatschende Musiker. Auch der Score reduziert auf ein Minimum: 12 Achtelschläge, davon 4 Pausen. Ein simples Rhythmuspattern also.

Ein Stück wird daraus durch schrittweises Phasing: Der erste Musikant wiederholt das Pattern genau 184 mal. Der zweite „verschiebt“ das Pattern nach je 12 Wiederholungen um einen Achtelschlag. Am Anfang und am Ende sind beide Musiker synchron. Zwischendurch ergeben sich erstaunliche Interferenzen, die Wahrnehmung springt immer und immer wieder über, findet neue Muster, aber keinen Halt und kämpft hörend immer wieder mit dem drohenden Eindruck von Chaos. Aus sehr wenig musikalischem Material und einem simplen kompositorischen Muster emergiert Überraschendes. Minimal Music in ihrer transparentesten Form.

Und wo finden wir plötzlich Clapping Music wieder? Bei Peter Fox, Seeed-Rapper, der jüngst das definitiv sensationelle Solo-Album »Stadtaffe« präsentiert hat. Hier fällt zunächst die Hip-Hip-untypische Orchestrierung vom Babelsberger Filmorchester auf, die sich irgendwo zwischen Grieg und Hans Zimmer bewegt. Aber die Mixtur brodelt! Druckvolle Beats, treibende Riffs und – angesichts des oft herbeigeredeten Todes der Musikform „Album“ besonders erfreulich – textlich geschlossen als Konzeptalbum daherkommend. Es geht um den Primaten in dir, den die Zivilisation zu zähmen versucht. Der Versuch misslingt, der Stadtaffe ist geboren. Und dann taucht die Clapping Music auf: »Das zweite Gesicht«.

Bitte nochmal vergleichen: »Clapping Music« – »Das zweite Gesicht«.

Der größte Effekt der »Clapping Music«, die Selbstinterferenz, findet bei Fox musikalisch nicht statt. Dafür übernimmt nach dem Intro der Text:

Denn es steckt mit dir unter einer Haut
und du weißt, es will raus ans Licht
die Käfigtür geht langsam auf und da zeigt es sich:
Das zweite Gesicht

Ein Biest lebt in deinem Haus
du schließt es ein, es bricht aus
das gleiche Spiel jeden Tag
vom Laufstall bis ins Grab

Ein Biest lebt in deinem Haus
du schließt es ein, es bricht aus
es kommt durch jede Tür
es wohnt bei dir und bei mir

Du willst nach vorn, die anderen wollen zurück
du hast Visionen, doch sie kommen nicht mit
jemand steht zwischen dir und deinem Glück
und es macht dich rasend, du kannst es nicht ertragen

Zwei Seelen, wohnen, ach.. Und sie stören sich, interferieren, ergeben komplizierte Muster, das Chaos ist kaum zu bewältigen. Zwei Seelen? Mephisto? Chaos? Ausbrechen? Selbstinterferenz? Psychophysik!

Ich gerate außer Phase mit mir selbst und sehe und höre staunend dem Chaos zu. Hach, ist das schön: Michael Nyman und Steve Reich, vereint durch Hip-Hop.

P.S.: Scheiße.  Gerade sehe ich: Peter Fox‘ Konzert im Rosenhof am 28.11. ist schon ausverkauft. Hat noch wer ne Karte übrig?

Tokyo, Melbourne, Osnabrück

Vor einem guten halben Jahr hatte ich schonmal über die Pecha-Kucha-Idee berichtet. Letzte Woche kam das Päckchen aus Japan an und damit ist es  beinah offiziell: Osnabrück ist die weltweit 145. Pecha-Kucha-Stadt. (Das von Clemens unterschriebene Agreement reist gerade nach Tokyo zurück)

Es gibt auch schon einen Termin und einen Ort: 11. November in der Lagerhalle. Natürlich 20:20 Uhr. Natürlich Eintritt frei. Powered by virtUOS.

pechakuchaos.jpg

PechaKuchaNight No. 1.0
20 Folien x 20 Sekunden

Die erste PechaKuchaNight in Osnabrück! Mit 20 Bildern x 20 Sekunden werden kreative Ideen in einem neuen Format präsentiert – deshalb ist die traditionelle Startzeit 20:20 Uhr. Es gibt dabei kein »vorwärts« oder »zurück bitte« – nach 20 Sekunden kommt automatisch die nächste Folie für den Vortragenden.

PechaKucha möchte die versteckte Kreativität der Stadt wecken und ein Forum für den kreativen Austausch bieten. Pecha KuchaNight is about thinking and drinking! Mediale Kommunikation, Kultur und Kreativität.

Über das Programm wird noch nichts verraten. Nur soviel: Es gibt einen spannenden Mix aus überraschenden Uni-Themen, neuen Blicken auf unsere Stadt und außergewöhnlichen Lifestyle-Perspektiven.

Termin vormerken! Und in ein paar Tagen hier wieder reinschauen, dann wird mehr verraten.

Krise in der zweiten Ableitung

Spiegel ONLINE meldet heute: Ebay geht es schlecht. „In Deutschland sollen rund acht Prozent der rund 1250 Stellen gestrichen werden“ ließ das Unternehmen verlauten. Oh je? So schlimm? Wann geht es einem Unternehmen schlecht?

Es ist pleite. – Nö.

Es macht Verlust. – Nö.

Es macht weniger Gewinn. – Nö.

Also was ist das Problem?

Das Internet-Auktionshaus kämpfte zuletzt mit sinkenden Wachstumsraten sowie einem langsameren Gewinnwachstum.

Man lerne: Es reicht nicht, mehr zu leisten, man muss mehr mehr leisten, um seinen Job behalten zu dürfen.

Prozentrechnung ist schwieriges Rechnung

In der Rubrik „Nord aktuell“ schrieb die taz heute über die Oberbürgermeister-Stichwahlen in Schwerin:

Allein, die Wahlbeteiligung lag in Schwerin bei gerade einmal 41,3 Prozent – und das, obwohl bei Kommunalwahlen im Land bereits mit 16 Jahren votiert werden darf.

Ja sowas. Mehr Wahlberechtigte, aber trotzdem geringere Wahlbeteiligung. Seltsam, nich?

Jetzt gibt es zwei Lesarten für den Satz. Die positivere unterstellt, dass Lesern wie Redakteuren natürlich bekannt sei, dass 16-17jährige, wenn Sie denn wählen dürfen, in unermesslichen Scharen zu den Urnen eilen und damit schon ganz andere Wahlen aus dem Beteiligungstief gerettet haben. Jetzt mal grob über den Daumen gepeilt kann das aber kaum mehr als 2% an der Gesamtwahlbeteiligung ändern. (Annahme: ca. 4% der Wahlberechtigten sind 16-17 Jahre alt, Gesamtwahlbeteiligung um 50%)

Die andere – und ich fürchte, wahrscheinlich zutreffendere – Lesart ist die, dass das jemand absolute und relative Angaben durcheinandergeworfen hat. Die Menge der Wahlberechtigten ist immer 100%, egal ob 16jährige dabei sind, oder nicht. Wenn man jetzt noch davon ausgeht, dass sich 16-17jährige sogar unterdurchschnittlich an Wahlen beteiligten, hätte der Satz wohl lauten müssen:

Allein, die Wahlbeteiligung lag in Schwerin bei gerade einmal 41,3 Prozent – das auch, weil bei Kommunalwahlen im Land bereits mit 16 Jahren votiert werden darf.