Exzellente Hochschullehre mit E-Learning in Osnabrück. Herzlichen Glückwunsch, Professor Vornberger!

Das Wintersemester 1992/1993 war grau, verregnet und für mich als damaligen Computerlinguistik-und-Künstliche-Intelligenz-Erstsemester voller aufregender neuer Eindrücke und wissenshungriger Aufbruchstimmung. Ein Garant dafür, dass diese Stimmung nicht Ernüchterung oder gar Enttäuschung weichen musste, war die Pflichtvorlesung »Algorithmen« von Prof. Dr. Oliver Vornberger.

Mindestens 15 Stunden in der Woche beschäftigten uns seine Bemühungen, die Grundzüge der Informatik anhand der damals modernen Programmiersprache »Modula-2« mit Tafel und Kreide an den Mann und die sehr wenigen Frauen zu bringen. Vorlesung, Übung, Aufgabenblätter und persönliche Testate mit wirklich guten Tutoren haben zumindest in meinem Fall für eine dauerhaft nährende Grundlage gesorgt. „Exzellente Hochschullehre mit E-Learning in Osnabrück. Herzlichen Glückwunsch, Professor Vornberger!“ weiterlesen

Die Welt ist verweichlicht.

Immer wenn jemand Fremdes in meinem Blog einen Kommentar hinterlässt, kaufe ich sofort alles, was er oder sie an Käuflichem zu bieten hat. Aus purer Dankbarkeit. Vor zwei Wochen warf Herr Amazon also folgerichtig Christian Ritters Kurzgeschichtenbändchen „halb|neu“ in meinen Briefkasten. Sehr prima Lesestoff, der Mittdreißigern wie mir vor Augen führt, dass sie eben nicht mehr zur Generation der Jungen gehören. Ich bin noch nicht ganz durch, muss ich gestehen, aber da, wo das Büchlein jetzt liegt, erfährt es jedes mal volle Aufmerksamkeit.

„Alt geworden“ ist aber hier das Thema. Die erste hervorragende Story „Die Pimps von der 1A“ kolportiert einen ersten Schultag Anno 1989, so circa. Da ist von der natürlichen Hackordnung die Rede, von den Viertklässlern, die den Schulhof beherrschen und die i-Männchen kompromisslos wissen lassen, wo’s langgeht. Heute ist das alles anders. Christian schwant schon böses:

Wir aßen nur das innere Weiche von unseren Pausenbroten und schmissen die Rinde weg, weil die angeblich das Gesündeste war. Und wenn mal eine von den „Bitches“ oder, wie wir damals noch sagten, von den „Mädchen, igitt“ sagte, dass die Kinder in Afrika froh wären, über die Rinde, dann taten wir so, als ob wir sie küssen wollten, was sie zuverlässig vertrieb und heutzutage wahrscheinlich in einer (sic!) Klage wegen sexueller Belästigung münden würde.“

Anschließend zählt er viele Vorteile auf, die die kleine unvernetzte und klar geordnete Welt der Grundschüler „damals“ hatte. Das alles fiel mir spontan ein, als mir heute in der Mensa ein Kollege von den Erstklässler-Erfahrungen seines Sohnes erzählt hat. Der hat einen Paten. Einen Viertklässler. Nein, nicht zum Taschengeldabzocken. Sondern ganz offiziell: Der nimmt ihn an die Hand in den ersten Wochen und erklärt ihm die Schule. Und er ist nicht der einzige: Alle Erstklässler werden von den Viertklässlern behutsam in die fremde Welt geleitet.

Sind die Kinder anders geworden? Oder die Welt? Oder unsere Erwartungen daran? Ist das verkuschelnde Verweichlichung, weil die, die sich Erstklässler-Mentoren-Programme ausdenken, wie Christian die heile Welt der 80er-Grundschule zurücksehnen? Oder sind wir gar vernünftiger geworden und können unnötige Risiken und Konflikte vermeiden?

In meiner 70er-Grundschule unterschied man noch hauptsächlich die, die schon Hochdeutsch konnten und die, die nur Platt schnackten. Und als Christian Grundschüler war, musste durfte ich auf der Gorch Fock klettern und segeln. Damals hieß das: „Tradition der christlichen Seefahrt fortführen“ und wir sangen:

Wir lagen vor Madagascar,
und hatten die Pest an Bord,
in den Kesseln, da faulte das Wasser,
und täglich ging einer über Bord.

Heute will man 500 Jahre alte Traditionen fortführen, Columbus‘, Magellans und Cooks Erbe wahren, so original wie möglich. Von Magellans ursprünglicher 234-Mann-Crew kamen 17 an. Nichtmal er selbst. Wenn heute jemand außenbords geht, schreit man: Skandal! Die haben ja nichtmal Schwimmwesten an! (Selbstverständlich ist es eine Tragödie, dass solche ein Unfall passiert. Die Welt wäre ohne Zweifel ein Stück besser, wenn die jung Offiziersanwärterinnoch wie durch ein Wunder gefunden würde. Mein Argument ist nur: Man kann nicht „seemännische Tradition“ und „Sicherheitsstandards 2008“ kompromissfrei in Einklang bringen.) Eine Hauptschlagzeile heute: „Besatzung der Gorch Fock wird psychologisch betreut.“

Ich fürchte: Bei allumfassender Absicherung, Erstklässlermentoren, Überallsicherheitsgurten und Rundumaufprallschutz geht uns verloren, dass auch negative Erfahrungen, Ängste und Risiken zum Leben gehören.

Eleganter Blödsinn Einstellung Mediaplayer Dialog

Früher war Winamp das Tool, um unter Windows Mp3s und andere Klangdateien abzuspielen. Heute gibt es ganz viele Mediaplayer und um sich überhaupt noch zu unterscheiden, haben sich alle bis an die Zähne mit gigantischen Featurearsenalen bewaffnet. Mein Ideal eines Mediaplayers ist ja immer noch der gute alte Plattenspieler, der auch so was wunderbar Haptisches hatte. Vor allem hatte er keine drölfmillionen Knöpfe und kam schon gar nicht auf die Idee, die Plattensammlung mit in seine Obhut nehmen zu müssen, damit ich leichter, schneller und besser suchen könne.

Zur Ordnung meiner Mp3-Sammlung nutze ich das Dateisystem. Da kann ich Ordner anlegen, die Dateien sinnvoll benennen und alles ist prima. Ein paar Mediaplayergimmicks hätte ich allerdings doch ganz gern. Z.B. automagisch hinzugesuchte Infos und Links aus dem Internet, sinnlose aber amüsante Statistikfunktionen und so weiter. Mit keinem der verbreiteten Player war ich so richtig zufrieden.

Foobar2000 ist wirklich toll, aber doch etwas spartanisch. iTunes ist bääh, denn ich verstehe das Ding einfach nicht. Außerdem übersehe ich vor lauter Gedöns immer die Play-, Pause- und Skip-Knöpfe. aTunes hat mir gefallen, weil es diese tolle Sicht auf meine Festplatte mitgebracht hat, die mir genau die Ordnung zugänglich macht, die ich mir selbst ausgedacht habe. Aber: Es stürzt unter Windows reproduzierbar ab und vergisst dann alles, was es je indiziert und gezählt hat. Den VLC media player nutze ich für Videos, für Musik ist mir die Playlistenverwaltung zu anstrengend.

Also habe ich mich nach Jahren der Abstinenz mal wieder Winamp zugewandt. Es ist ein Monster geworden! Außerdem träge und voller wirrer Spieloptionen. Das mussten auch die überforderten Übersetzer einsehen und lieferten konsequenterweise diesen Dialog ab:

neue_elegante_ansicht.jpg

Gemeint sind wahrscheinlich »Smart views« und für »smart« liefert leo immerhin ja auch »elegant« als ersten Übersetzungsvorschlag. Damit lassen sich – sehr flexibel und mittel boolscher Operatoren mächtig mächtig – eigene Sichten auf die Medienbibliothek definieren. Zum Beispiel: »Gib mir mit einem Klick alle Jazz-Stücke aus den Dreißigerjahren, die ich in den letzten 72 Stunden mehr als ein mal gehört habe.« Das kann mein Plattenspieler nicht. Aber bei dem sehe ich immerhin, welche Platten noch warm vom letzten Hören auf dem Stapel neben ihm liegen.

Vielleicht bin ich ja einfach nur altmodisch. Schließlich verstehe ich nichtmal Winamps Unterscheidung zwischen klassischem und modernem Scrollen:

modernes_scrollen.jpg

Demnächst wird es wohl wieder Foobar2000. Tolles Ding! Es spielt einfach Musik ab.