Germanflags über den Wolken

An anderer Stelle hat Silencer kürzlich davor gewarnt, mit Deutschlandfähnchen am Fahrzeug allzu leichtfertig umzugehen. Denn: Der Spritverbrauch steigt enorm! T-Online dazu:

„Je mehr es flattert und je schneller man fährt, umso mehr Sprit verbraucht man“, warnt ein Techniker. Auf Überlandfahrten oder auf der Autobahn müsse man mit einem Mehrverbrauch von einem halben Liter pro 100 Kilometern rechnen. „Der Verbrauch steigt nicht linear, sondern überproportional. Das ist nicht zu unterschätzen“, sagte der Experte.

Der halbe Liter ist sicherlich anteilig am Gesamtverbrauch zu sehen, also sagen wir mal 5% Verbrauchserhöhung. Und wenn ich doppelt so schnell fahre, vervierfacht sich jeweils der Mehrverbrauch, denn:

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Nehmen wir also an: Mein Fahrzeug bewegt sich mit 800km/h und verbraucht 375 Liter auf 100 km.

Dann müsste also durch nur eine Flagge der Verbrauch um 50% steigen. Bei einer Strecke von 1500 km sind das immerhin 2512 Liter. Für eine Flagge!

Unsinnige Rechnung? Nee, guck mal da:

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Die Detailvergrößerung zeigt, dass es sich um eine handelsübliche Seitenfensterflagge handelt, nur die Fixierung ist verstärkt worden:

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Wenn auch das Halbfinale überstanden ist, könnte es noch schlimmer werden. Dann fangen sicherlich auch Schiffe an, Deutschlandflaggen in den Wind zu hängen.

Beobachtungen am Rande

Ganz in der Nähe des Strandes habe ich diesen Obststand entdeckt. 00-24 bedeutet: Immer geöffnet. Falls jemand nachts mal ne Melone braucht.

Obststand in Saulkrasti

Nur ein paar Meter weiter ein einladendes öffentliches Toilettenhäuschen. Besonders hübsch: Die Kennzeichnung für Männchen und Weibchen.

Toilettenhäuschen in Saulkrasti

Über lettische Toiletten kann ich überhaupts nichts Negatives sagen. Im Gegenteil, alles prima sauber und modern. Das Innere dieses Toilettenhäuschens konnte dann aber mit westlichen Standards nicht ganz mithalten:

Toilettenhäuscheninneres in Saulkrasti

Der Strand war fast menschenleer. Fast. Ein paar Leutchen hatten sich – in gebührendem Abstand – niedergelassen und einige ließen es sich dann gleich richtig gut gehen:

Strand mit Wasserpfeife

Kinos sehen in Riga genauso aus wie in Osnabrück, Sydney oder Alaska. Eines habe ich aber gefunden, das etwas Besonderes zu bieten hatte: Handbemalte Filmplakatwände.

Handgemaltes Kinoplakat in Riga

Sonnenküste!

Die Wolken von gestern sind verschwunden und die Konferenz geht morgen erst richtig los. Also: Ab ans Meer. Erstmal in den Zug. Aber statt nach Jurmala, überall gerühmter Badeort mit toller Bäderarchitektur und vielen Touristen habe ich den Weg nach Norden gewählt. „Saulkrasti“ heißt zu deutsch „Sonnenküste“ und genau so präsentierte sich der unendlich lange Sandstrand auch.

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Schön war’s!

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Labi Apetīte

So. Die Füße tun weh, der Regen wird schlimmer, Blitze erscheinen in der Ferne. Also keine großen Aktionen mehr, heute, sondern ab ins Hotel. Vorher bin ich noch in einen Bäckerladen gelaufen und habe mir ein paar prima frische lettische Piroggen und/oder Bliny besorgt (so genau hab ich den Unterschied noch nicht verstanden).

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Das tolle an den Dingern ist ja, dass man nur erahnen, aber nicht so genau wissen kann, was drin ist. Ob süß oder deftig, z.B. Bestimmt wäre das den Schildern im Backwarenladen zu entnehmen gewesen – allein, mein lettisch reicht dafür nicht aus. Zwei habe ich gerade schon probiert, eines war Aprikose, eines Spinat. Und beides sehr lecker.

Dazu gibt’s ein hoffentlich leckeres Dosenbier aus der Minibar (immerhin zum akzeptablen Preis von 1 Lats 50), das allerdings etwas … seltsam aufgemacht daherkommt:

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Rīga calling

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Heute nachmittag, kurz vor 4. Nachdem Germanwings noch ein leckeres Mineralwasser mit Mango-Chili-Geschmack spendiert hat, ging’s frisch, fromm, fröhlich, frei dank öffentlichem Nah- und privatem Zufußverkehr zum Hotel. Kaum angekommen, auch schon im Internet. Das gibt’s in Rīga quasi an jeder Telefonzelle.

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Leider spielt das Wetter noch nicht so richtig mit, aber ich mache mich jetzt trotzdem auf dem Weg Richtung Altstadt, die sich ja immerhin zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen darf.

Hier noch ein aktueller Blick aus dem Hotelzimmer im 9. Stock:

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EM der Autokorsi vor meiner Haustür

Viel schlimmer noch als alles Fahnezeigen, Wimpelschwenken und public-viewing-selige Fremdenknuddeln sind Autokorsi.

Bei Goethe heißt es dazu: …fahren die Kutschen nach und nach in den Korso hinein, in derselben Ordnung, wie wir sie oben beschrieben haben, als von der sonn- und festtägigen Spazierfahrt die Rede war, nur mit dem Unterschied, daß gegenwärtig die Fuhrwerke, die vom venezianischen Palast an der linken Seite herunterfahren, da, wo die Straße des Korso aufhört, wenden und sogleich an der andern Seite wieder herauffahren….

Ich wohne in der Innenstadt, an einer kleinen und eigentlich recht ruhigen Nebenstraße, die aber leider Neumarkt und südliche Stadtausfahrt unter Umgehung des nur für Busse freigegebenen Teils der Johannisstraße auf dem kürzesten Wege verbindet. Gern staut sich nachmittags vor meiner Haustür der Verkehr. Oder auch spätabends, weil mindestens die Hälfte aller spontan begeisterten Autokorsisti hier zum Stehen kommen und hemmungslos herumhupen – dummerweise in beide Richtungen! Da merkt man wenigstens, dass Osnabrück eine sehr internationale Arbeiterstadt ist. Besonders zu erwähnen sind da die vielen portugiesischen und spanischen Mitbürger, ehemals als Gastarbeiter bei Karmann angeworben (und berühmt geworden durch den Streik im Jahre 1973, um 5 Wochen zusammenhängenden Urlaub zu erreichen).

Gerade jetzt sind die Fans der türkischen Nationalmannschaft an der Reihe. Sehr ausdauernd, wie ich anmerken muss. Das veranlasst mich, eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Wessen Mannschaft bekommt die lautesten, längsten und innovativsten Autokorsi? Berücksichtigt werden konnten natürlich nur bislang siegreiche Mannschaften – besonders der Korso der Schweizer hätte mich schon interessiert.

7. Niederlande und Schweden. Kein Autokorso in Osnabrück. Ist das Furcht? Gibt es hier keine Niederländer oder Schweden? Auch kein Fahrradkorso oder Weihnachtsbaumgewerfe.

6. Tschechien. Keine nennenswerten Korso-Aktivitäten. Weil’s das Auftaktspiel war, ist mir das aber kaum aufgefallen.

5. Kroatien. Man könnte es höflich nennen. Bemerkbar, aber nicht aufdringlich. Vielleicht waren es auch nur zu wenige.

4. Spanien. Hätte mehr sein können. Sieger auf der Enttäuschungsskala. 4:1 wäre doch wahrlich ein Grund gewesen, oder?

3. Deutschland. Bislang noch verhalten. Gab aber ja erst ein Spiel. Ordentlich gestartet, aber noch viel Steigerungspotenzial.

2. Türkei. Sehr ausdauernd. Oft mit musikalischer Unterstützung und vielen weiblichen Jubelschreien. Langanhaltende, kaum abflachende Korsointensität direkt nach Spielende. Eine knappe Stunde nach Abpfiff steigt der Schalldruck heute immer noch an. Ich kann mehrere Dutzend Hupen parallel problemlos auseinanderhalten.

1. Portugal. Die lautesten. Nicht die ausdauerndsten, aber die heftigsten. Ich bin überzeugt, dass viele Autohupen extra vorher aufgerüstet wurden. Der Portugiesen-Korso-Tsunami vor meinem Arbeitszimmer sollte als neue Norm für schallschluckende Fensterisolierungen verwendet werden. Dann gibt es nie wieder Ärger mit Fluglärm und die Fensterdichtungsindustrie hat für die nächsten Jahrzehnte ausgesorgt.

Seien wir gespannt, wie es weitergeht. Ich erwarte mir noch einiges von Italien, Polen oder Griechenland. Gespannt wäre ich auf Österreich, San Marino, Russland oder die Färöer. Der Vatikan war ja kürzlich schon da.

Geistige Brandstiftung

In der letzten Woche vor der EM rauschte ein Pseudoskandal um die böse polnische Presse durch den Blätterwald. Die zum Springer-Konzern gehörende polnische Zeitung „Fakt“ fiel durch drastisch bebilderte und formulierte Anti-DFB-Team-Artikel auf. Die zum Springer-Konzern gehörende deutsche Zeitung „BILD“ machte daraus einen Generalangriff auf das deutsche Volk. Das wichtigste polnische „FAKT“-Konkurrenzblatt „Super Express“ legte mit den berühmten abgeschlagenen Köpfen nach. „BILD“ konnte wütend zurücktreten. Und so weiter und so fort.

Ich nenne so etwas „geistige Brandstiftung“.

Wie abhängig oder unabhängig die Blätter auf beiden Seite der Grenze auch immer sein oder nicht sein mögen: Die Hintergründe und Anfänge der Geschichte waren und sind von Anfang an für jeden an vielen Stellen offengelegt und kritisch beleuchtet worden. Wer es dennoch versäumt, diese fragwürdigen Aspekte des ganzen „Krieges“ miteinzubeziehen, macht sich mitschuldig.

Zufällig habe ich heute drei, vier Interviews im EM-Umfeld (alles GEZ-finanzierte Massenmedien) mit irgendwelchen Fußball-Experten oder Polen-Experten oder Fanerwartungs-Experten oder was auch immer gehört. In jedem dieser Interviews wurden angebliche Angriffe „der polnischen Presse“ oder gar „Polens“ auf wahlweise die „deutsche Mannschaft“, „Deutschland“ oder „uns“ vom Interviewer thematisiert. Kein Wort von „BILD“, kein Wort von der Springer-Beteiligung auf polnischer Seite.

Aber da fällt mir ein: Gilt der Pressekodex überhaupt für Sportreporter? Sie berichten ja – zumal beim Profifußball – über keine realen Ereignisse im engeren Sinne, sondern über den frugaleren Teil von „pane et circensem“.

Und nur mal als Ausblick wohin das führen kann – im bundesdeutschen Strafgesetzbuch gibt es einen Paragraphen, der u.a. besagt:

Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer Schriften, die zum Haß gegen Teile der Bevölkerung oder gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihr Volkstum bestimmte Gruppe aufstacheln, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen gegen sie auffordern oder die Menschenwürde anderer dadurch angreifen, daß Teile der Bevölkerung oder eine vorbezeichnete Gruppe beschimpft, böswillig verächtlich gemacht oder verleumdet werden, verbreitet, …

Tag der Organspende

Es gibt Dinge, die kann man nicht einfach kaufen, kopieren oder nachbauen. Menschliche Organe z.B., die transplantiert Leben retten können. Aber die Wartelisten sind länger als die zur Verfügung stehenden Spenderorgane ausreichen könnten.

Heute ist „Tag der Organspende„. Jede und jeder kann Organe spenden. Die Gesetzeslage in Deutschland schreibt eine aktive Einwilligung vor. Wenn ich tot bin, kann ich das nicht mehr. Daher heißt die Läsung: Organspenderausweis. Kann man runterladen, ausdrucken und ins Portemonnaie stecken. Natürlich sollte man mit Bekannten und Verwandten auch darüber sprechen.

Ich persönlich finde keines der Argumente gegen die Organspende überzeugend. Aber selbstverständlich kann es persönliche Gründe geben, die eigenen Organe nach dem Tod nicht spenden zu wollen. Ich finde jedoch: Bequemlichkeit und keine Lust, sich mit dem Gedanken an den eigenen Tod zu beschäftigen, sind keine.

Informiert euch! Der heute Tag der Organspende ist doch ein guter Anlass dazu. Der Wikipedia-Artikel gibt auch kritischen Meinungen Raum und kann neben den oben angegebenen BZGA-Links ein guter Start für die eigene Beschäftigung mit dem Thema sein.

Hollo-Bollo, Günstlinge, Schalenrücken und viel, viel Hollandaise

Die unvermeidlich in den Briefkasten trudelnden Flugis vom Pizza-Bringdienst lese ich immer besonders gern. Wo sonst lassen sich
so viele kreative und exotische Vorstellungen von Rechtschreibung, Grammatik, Schriftgestaltung, ästhetisch vertretbaren Farbverläufen und nicht zuletzt den Grenzen des kulinarisch Zulässigen und Möglichen auf engstem Raum bewundern? Heute lagen gleich drei im Kasten.

Amigo Grill

Dem aktuellen Thema „EM“ Tribut zollend versucht sich der Amigo Grill grammatisch verwirrt an etwas namens „Günstlinge das Spar-Extra für Gruppenbesteller“:

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Den Bindestrich setzen die Flugi-Autoren vom Amigo Grill gern willkürlich in graphisch interessantem Wechsel mit Leerzeichen ein, wie die „Frei Haus-Lieferung“ beweist:

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Ansonsten bietet der Amigo Grill alles, was sich irgendwie in einen Topf, Wok, Ofen oder Pizzalieferwagen quetschen lässt. Pizza, Nudeln, Gyros, „Gefüllte Fladenbrot“, „Amerikas Food“, Indisch, fischig, und „Landstraße„. Klar! Wer lässt sich nicht gern das gute alte deutsche Truckermenu „Omelette Funghi“ in einer Pappbox liefern? Meine Pizza-Favoriten sind jedenfalls:

70b Calzone Asiatisch, 26 cm
Hackfleisch, Zwiebeln, Broccoli, Hollandaisesauce, Tomaten, Peperoni, Schafskäse

60a Aloa, 32 cm
Tomaten, Käse, Zwiebeln, Champignons, Hollandaisesauce

46aOrange, 32 cm
Tomaten, Käse, Schinken, Broccoli, Sauce Hollandaise

Asiatisch? Hollandaise? Schafskäse? Aloa? Orange? Egal. Kommt alles bestimmt gut an und heißt doch so schön.

Pizzeria Toscana

Hollandaise scheint mittlerweile Quasi-Standard auf Pizzen geworden zu sein. Mir ist das fremd. Aber ich bin sicher auch kein Maßstab. Beim Flugi-Newcomer „Pizzeria Toscana“ bin ich heute erstmals auf die „Pizza Hollo-Bollo“ (Google kennt die schon erschreckende 9 mal!) zwischen anderen Hollandaise-VerbrechenSpezialitäten aufmerksam geworden:

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Darüber hinaus bietet „Toscana“ Klassisches. „Pizza Pizza“ (scharf!), „Pizza Gyros“ und „Pizza Gyros Spezial“ (mit Hollandaise), „Pizza Hollandaise“ (ohne Gyros) und „Pizza il Europe“ (mit klassisch Europäischem wie Mais, Thunfisch und Hollandaise) und als Krönung „Calzone Gyros Spezial“ mit „Gyros, Zwiebeln und Hollo“. Selbstverständlich bekommt man unter der Nummer P140. die Portion Hollandaise für 1€ auch ohne lästige Pizza.

Pizza Paradiso

Bleibt noch „Pizza Paradiso“ mit dem wundervollen Claim „LECKERES WIE IM PARADIES-AUCH BEI IHNEN.“ Da lohnt sich ein genauer Blick – aber der ist auch notwendig, wie die mutige Kontrastgestaltung zeigt:

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In Sachen Hollandaise hat das Pizza-Paradies noch Nachholbedarf, es ist nur die „Calzone Paradiso mit Gyros, Brokkoli, Schinken, Pilze, Paprika, Hollandaise“ im Angebot. Außerdem gibt es noch die üblichen Groß-Klein-Schreib-Rätsel, lustige Leerzeichen und natürlich Schalenrücken:

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Alleinstellungsmerkmal von „Pizza Paradiso“ ist allerdings „Abendbrot – Mittags geöffnet“. Ich denk da spontan an den Bauarbeiter, der das gut durgezogene Leberwurstbrot vom Vortag entdeckt. Aber sehen Sie selbst:

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