9to5-Nachlese

Jetzt sind wir wieder da. Das »9to5. Wir nennen es Arbeit«-Festivalcamp in Berlin am letzten Wochenende war alles in allem eine grandiose Erfahrung. Auch wenn es im Detail und im Ganzen viel zu kritisieren gibt – was der vom selbstverursachten Hype enttäuschte Blätterwald von Spiegel bis taz ja auch reichlich getan hat.

Das eine oder andere werde ich hier noch separat resümieren, erst einmal nur zwei Links:

Heute schon von morgen trinken

Tobias mit Poster

Dieses zugegebenermaßen qualitativ minderenthusiasmierende Bild des Autors bot kürzlich Anlass zu der Frage: »Sag mal, dieses rote Poster, gibt’s das auch auf deutsch?«. Der routinierte Theleprompt-Leser ahnt schon die bittere Wahrheit: Das Poster IST auf deutsch. CeBit 2005. Das ebenso deutsche Motto: »Get the spirit of tomorrow.« Also sowas wie: »Bekomme den Sprit von morgen.« Prost!

Leihbits in der E-Learning-Hochburg

Endlich wieder ein Campus-Innovation-Newsletter mit GMW-Werbung! Vermutlich schon der zweihunderfünfzigste in diesem Jahr, aber man lernt ja auch immer etwas Neues. Heute durften wir unter dem Titel »Optimierung von IT-Prozessen an Hochschulen« Erstaunliches erfahren:

Die Anzahl an elektronischen Dienstleistungen und Serviceangeboten, die die Angehörigen einer Hochschule in Anspruch nehmen können, wächst beständig: von Online-Bewerbungen, elektronischer Lehrveranstaltungs- und  Prüfungsplanung über Ausleihe von eBooks bis hin zu selbstständiger Verwaltung der eigenen Adress- oder Personendaten durch den Benutzer.

Ausleihe von eBooks? Offensichtlich vergeben wir ohne Not hervorragende Einnahmechancen, indem wir unseren Studis erlauben, heruntergeladene eBooks einfach zu behalten! Bliebe noch zu klären, ob man die eBooks nur als Ganzes zurückgeben kann, ob das auch online geht oder nur an eBook-Rückgabeschaltern, oder, besser noch: Rückgabeautomaten (eBook mit Strichcode nach oben einlegen!).

Räuberische Apfelprodukte bedrohen auch deine Wellen!

Heute morgen war die Welt noch in Ordnung. Wenn das rote Lämpchen an meinem Telefon leuchtete, habe ich auf meinen Unified-Messaging-Link geklickt und mein kleiner feiner foobar-Player hat mir brav alles vorgespielt, was mein Anrufbeantworter gespeichert hat.

Jetzt nicht mehr. Jetzt muss ich eine Minute warten, finde vor lauter Gedöns die Pause- und Nochmalhörenknöpfe nicht mehr und bin sehr unglücklich. Was ist passiert? Ein harmlos aussehendes Fenster kam herbei gepoppt und teilte mir mit, dass ein Stück Apfel auf meinem Rechner schlecht geworden sei und durch Frischsoftware ersetzt werden müsse. Dabei hat sich das iTunes-Update dann ungefragt allerlei Verknüpfungen geschnappt und hält sich jetzt für den Standardplayer für alles mögliche.

Mir konnte eh noch niemand erklären, wozu ich das Ding brauche. Zeit, es wegzuwerfen.

Der Höllen Engel Sinnsprüche auf Ecstasy

Das Projekt Deutscher Wortschatz ist sozusagen die blinde Botanisiertrommel im deutschen Wörterwald (im Gegensatz zur intelligenten Botanisiertrommel Lothar Lemnitzers). Ein Ansatz mit Potenzial und nicht unergiebiger Akribie. Wie sonst sollten wir vom Hundebratverbot wissen?

Ein Feld hat sich aber in die Datenbank gemogelt, das sinnhaften Inhaltes schlicht entbehrt. Zunächst habe ich es noch für ein Kuriosum, eine Laune der Natur oder einen nichtabggeräumten Aprilscherz gehalten, dass das gute alte akademische »Diktum« dem bekannten wie beliebten Sachgebiet »Hells-Angels-Gebäude« zugeordnet wurde. Wer erinnert sich nicht gern an den Großen Preis und die dramatische Stille nach der Wahl »Ich nehme Hells-Angels-Gebäude 100«?

Ein näherer Blick brachte zutage, dass in nämlicher Kategorie ausnahmslos Schwachsinn gestapelt zu werden schein. Hier eine Tabelle zufällig in den Sinn gekommener Wörter:

Wort Sachgebiet
Diktum Hells-Angels-Gebäude
Motto südeuropäischen Hengge-Arons (???)
Sinnspruch Vietnamkrieges
Waldschrat Hellas-Reisen
Browser Henry-Jerome-Band
Napalm überzeichnet
Genitalien Clement
Brandopfer Henkel-Team
Harnisch gut integriert
Schutzbrille Hepatitis-ähnliche

Ich schwöre: Die Auswahl ist komplett zufällig. Probiert es selbst!

Initiative Dumpfland

Jetzt hat mich die Neugier doch am Schlafittchen auf die Webseite geschleift, die mir helfen können soll, meine Angst zu vergolden. Oh, Deutschland, deine Orthographen! Es fängt damit an, dass am Ende der Punkt fehlt. Aber der Reihe nach.

Erstmal steht da allen Ernstes:

Dieses Gewinnspiel der PLANET49 GmbH wird garantiert durchgeführt, die Gewinner werden,, wenn nicht anders gewünscht, auf postalischem Wege benachrichtig! Nur vollständig und korrekt ausgefüllte Formulare nehmen teil.

Also, Bürger! Sei ein korrektes Formular und wünsche es dir nicht anders. Und komm auf gar keinen Fall auf die Idee, auf den Link zu den AGB zu klicken. Da steht nämlich drin:

PLANET49 GmbH und ihre Partner und Sponsoren behalten sich das Recht vor, die Umfrage jederzeit ohne Vorankündigung abbrechen oder beenden zu können.

Abgesehen davon, dass da ein »zu können« zu viel ist – eine garantierte Durchführung sieht in meinen Augen anders aus.

Im Grunde findet sich in jedem Satz ein Fehler, mindestens. Aber ein Highlight hab ich noch:

Ihre Antwort wird anonym und vertraulich behandelt und dient lediglich der Gewinnverlosung. Ohne persönliche Dateneingabe kann Íhre Stimme und der Gewinn nicht gezählt werden.

Weshalb dient meine Antwort nur der Gewinnverlosung?? Ich dachte, die wollten rausfinden, ob die Bevölkerung Angst hat. Und dann etwas dagegen tun, aufrecht sein, die Sonne anhalten, oder zumindest die Autos und mehr Bäume pflanzen und die Erde wieder zu einem lebenswerten Platz machen. Warum muss der Gewinn erst noch gezählt werden? Und wieso brauchen die mich dazu? Wo kommt der Akzent auf dem I her? Wer hat den armen Menschen ihre Grammatik weggenommen?

Schlussendlich wird es dann banal und langweilig. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer bekommt einen 50€-Willkommensgutschein, wenn er oder sie sich einem bestimmten Club anschließt. Und außerdem gewinnt natürlich nur, wer ankreuzt, auch gewinnen zu wollen. Das schließt dann folgende Erklärung mit ein:

Ich bin daran interessiert, weitere Angebote per Email, Telefon und Post vom Veranstalter, Partnern und Sponsoren zu erhalten.

Komisch. Ein Satz so ganz ohne Fehler.

Wollen Sie sich Ihre Angst vergolden lassen?

Ein beliebtes Stilmittel der Werbung ist es, eine Frage zu stellen, die jeder Dummbeutel geschätzte Kunde mit einem laut schmetternden »Ja!« beantwortet. Und dann gierig lechzend hinzubellt: »Wo krieg ich das? Was kann ich tun?« Diese Antwort bleibt das formvollendete Reklamewerk dann überlichweise auch nicht lange schuldig und lenkt des Betrachters Aufmerksamkeit auf ein tolles Produkt. Also z.B. »Sie wissen nicht, was Sie mit Ihrer Zeit anfangen sollen? – Dann saufen Sie doch den Weihnachtsmann unter den Tisch

Soweit die Theorie. Etwas überrascht hat mich dann heute folgende Annonce, die mir mein ICQ servierte:

angstgewinnen.jpg

Was mag uns das sagen wollen? Den Ängstlichen gehöre zwar nicht das Himmelreich, aber bald ein Batzen Kohle, um wenigstens abzuhauen? Was eigentlich Abstimmen? Ob für oder gegen Klimakatastrophe? Und wer setzt das dann um? Oder noch interessanter: Wer sponsort welches Abstimmunsergebnis? Fragen über Fragen.