GEZ-Abmeldung wegen Geräte-Minderung

Wenn’s dem Esel zu wohl wird, geht er auf’s Eis, sagt man wohl. Ich habe jedenfalls trotz der Bahncard-Kündigungs-Odyssee beschlossen, meinen Fernseher zu verkaufen und das frisch, fromm, fröhlich frei der GEZ mitzuteilen, auf dass meine Zahlungspflicht von 17,03€ auf 5,52€ im Monat sinke. Letztere Summe gilt für ein Radio und/oder »neuartiges Rundfunkgerät«. So eines – vulgo: Internet-PC – halte ich zum Empfang bereit und bin damit vollstens zufrieden.

So zufrieden, dass ich festgestellt habe, meinen Fernseher beinah nie einzuschalten. Da muss man sich an feste Zeiten halten, vorwarnungslos üble Machwerke über sich ergehen lassen und auch noch Unmengen klebriger bis diskriminierender Werbung ertragen. Bäh! Ohne mich! Die Lindenstraße kann man nämlich schon ganz lange im Netz angucken und aktuelle Nachrichten finden sich auch überall. Wozu also noch der große alte Kasten im Wohnzimmer?! 90€ hat er noch gebracht, den Videorecorder habe ich verschenkt und meine TV-Karte für den PC ist schon vor Jahren bei EBay über die Ladentheke gegangen.

Hurra! Mein Haushalt war clean und ich ganz offiziell nur noch vermindert gebührenpflichtig. Diese erfreuliche Tatsache wollte ich natürlich ganz schnell der GEZ mitteilen, damit die sich mit mir mitfreuen können. Erfreulicher- bis überraschenderweise findet man die Abmelde-Formulare auf der GEZ-Webseite ganz leicht. Unter »Service« neben »Anmelden« und »Ummelden«. Sogar in gleicher Schriftgröße! Selbstverständlich kann man sich auch bei der GEZ zwar problemlos online anmelden, aber auf keinen Fall abmelden. Das wäre dann doch zu viel des Guten.

Über GEZ-Abmeldeversuche liest man ja Grausliches. Ich will da gar nichts im Einzelnen verlinken – Google wird wohl jeder Interessierte bedienen können. Ein besonderer Quell des Widerspruchs scheint die Begründung auf dem Abmeldeformular zu sein. Ich war mutig und habe einfach nur hingeschrieben:

Fernseher und Videorecorder verkauft, keine Neuanschaffung geplant.

Briefmarke drauf und als Einschreiben mit Rückschein abgeschickt. Der Rückschein kam nach drei Tagen, die Antwort nach insgesamt 9. Und dort stand:

Sehr geehrter …,
wir bestätigen Ihnen die Änderung der Anzahl Ihrer Rundfunkgeräte zum 1.2.2008. […] Die Gebühr beträgt monatlich 5,52 EUR.

Ich war ja fast ein bisschen enttäuscht. Sollte das alles gewesen sein? Ja, sieht so aus. Die neueste Rechnung (keine Lastschriftermächtigung, nix da!) war jedenfalls korrekt.

Fragt sich noch: Und wenn man mal einen Film gucken will? Rechnen wir mal… Fernsehgebühren in Höhe von €11,51 machen €138,12 im Jahr. Oder €414,36 in drei Jahren. Ein schicker und nicht fernsehgebührenpflichtiger Beamer für’s Filmegucken kostet… Eben! Geschenkt!

Jetzt warte ich nur noch darauf, dass mir auch meine Gebühren für’s Privatfernsehen zurückbezahlt werden. Ich seh ja nicht ein, dass ich 15ct Aufpreis (schätz ich mal ohne irgendwas darüber zu wissen) auf die Milka-Tafel zahle und dann die von mir finanzierte Werbung gar nicht sehen kann. Aber daraus wird wohl nichts. Außer keine Milka kaufen. Da kann man sagen, was man will: Die GEZ ist da fairer.

Zeit sparen auch Sie…

…durch Stenographie!

Bei Grabstätten werden die Nutzungsgebühren üblicherweise für einen langen Zeitraum im Voraus entrichtet. Bei Werbeflächen am Münsteraner Hauptbahnhof muss das ganz ähnlich sein, denn heute morgen (2008! Juni!) habe ich dieses hübsche Schild entdeckt:

stenographie_muenster_bahnh1.jpg

»Wiederbelebung durch freie Systemwahl« klingt stark nach Egon Krenz. Aus der Zeit muss das Schild auch ungefähr stammen, es sei denn, die Wiederbelebung der Kurzschrift hat schon bei der Postleitzahl gefruchtet.

Zum Beweis der Aktualität noch dieses. Oder hat das was miteinander zu tun?

stenographie_muenster_kln.jpg

Was will der? Bahncard-Abo kündigen? Glauben wir nicht!

Früher konnt man bei der Bahn eine so genannte »Bahncard« erwerben. Das war eine Rabattkarte, mit der sich für ein Jahr lang Fahrkarten zu reduzierten Preisen (25% oder 50% Ermäßigung) erwerben ließen. Das gibt es heute nicht mehr. Die Bahn verkauft nur noch Abonnements, die nicht ein Jahr, sondern erstmal ewig gelten. Gemeinerweise aber immer noch »Bahncard« heißen. Das Abo gab es früher auch, wurde allerdings mit einer Geltungsdauer von 13 statt 12 Monaten belohnt und musste extra angekreuzt werden. Definitiv zu kundenfreundlich!

Vorteile für den Kunden hat diese Änderung nur noch in den Fällen, wo jemand seine Bahncard quasi täglich nutzt und nicht plötzlich mit abgelaufener Karte dastehen will. Jeder andere spart eine Menge Geld, wenn er nach Ablauf der alten Karte die Neue erst dann beginnen lässt, wenn er sie wirklich braucht. Bei einer BahnCard50 zum Normalpreis sind das immerhin 4,61€ pro Woche oder 65 Cent pro Tag. Tipp: Auf dem Bahncard-Formular kann man eintragen, ab wann die Karte gelten soll – und am Schalter erhält man sofort eine vorläufige Bahncard, mit der es dann losgehen kann.

Also ist die erste Aktion nach Erhalt einer neuen Bahncard: Brief an den Bahncard-Service schreiben und das Abo kündigen. Vorzugsweise per Einschreiben.

Das letzte Mal habe ich diesen Schritt vergessen. Es war ja auch nur die Umwelt-Bahncard25, die nur sechs Monate gültig war, kein Photo benötigte und einfach per Klick zu beantragen war. Dass sich die auch automatisch verlängern könnte, hatte ich nicht bedacht. War aber halb so schlimm, denn ich habe mich rechtzeitig entschieden, sogar schon vor Ablauf wieder eine BahnCard50 haben zu wollen.

Also tigere ich zum Bahnhof, fülle das Formular aus, gebe mein Photo ab – dauert nur 5 Minuten. Der freundliche Servicemitarbeiter weist mich dankenswerterweise noch darauf hin, dass ich meine BahnCard25 dann noch kündigen müsse. (Ja, es gibt Szenarien, in denen es Sinn macht, sowohl eine 25er als auch eine 50er zu besitzen. Die 25er gewährt im Gegensatz zur 50er auch Rabatt auf Sparpreise, kann also bis zu 62,5% einsparen helfen.) Das könne ich ganz einfach dadurch erledigen, dass ich den Satz »Hiermit kündige ich mein Abonnement zur Bahncard Nummer xyz. Datum, Unterschrift.« auf ein weißes Blatt schreibe und dem Antrag beigelege. Das habe ich flugs vor Ort gemacht und wähnte mich auf der sicheren Seite.

Drei Wochen später kam meine neue BahnCard50 per Post. Alles prima. Ich reise heute noch viel und gern mit ihr.

1. Akt: Da fehlt doch ein Photo!

Tags darauf aber trudelte ein Brief in meinen Briefkasten: »Für die Bearbeitung Ihres Bahncard-Antrags fehlen noch Unterlagen. Siehe Rückseite.« Auf der Rückseite stand lapidar: »Photo«. Fix bei der Hotline für Bahncard-Kunden (12ct pro Minute) angerufen:

Tobias: Guten Tag, ich habe gerade einen Brief erhalten, ich sollte noch ein Photo einreichen. Ich habe aber die Bahncard schon.

Call-Center-Agentin: Ihre BahnCard-Nummer?

Tobias (nennt Bahncard-Nummer)

Call-Center-Agentin: Moment! (tippt zwei Minuten wild im CRM-System)

Call-Center-Agentin: Aber hier liegt doch ein Photo von Ihnen vor.

Tobias: Eben!

Call-Center-Agentin: Moment! (tippt zwei Minuten wild im CRM-System)

Call-Center-Agentin: Hatten Sie eine UmweltBahnCard?

Tobias: Ja, aber die habe ich fristgerecht gekündigt. Die Kündigung lag dem Antrag für die BahnCard50 bei.

Call-Center-Agentin: Moment! (tippt zwei Minuten wild im CRM-System)

Call-Center-Agentin: Sie haben ja jetzt eine BahnCard50.

Tobias: Eben!

Call-Center-Agentin: Und hier ist auch vermerkt, dass Sie die Umwelt-Bahncard gekündigt haben.

Tobias: Eben!

Call-Center-Agentin: Dann hat sich da wohl etwas überschnitten. Betrachten Sie das Schreiben einfach als gegenstandslos. (tippt 30 Sekunden wild im CRM-System) Vielen Dank für Ihren Anruf!

2. Akt: Aber sie haben doch ein Abo!

Nur drei Tage später wunderte ich mich, dass schon wieder ein Brief mit fühlbar scheckkartengroßem Inhalt vom BahnCard-Service bei mir eintraf. Und, oh Wunder! Es war eine niegelnagelneue BahnCard25. Fix bei der Hotline für Bahncard-Kunden (12ct pro Minute) angerufen:

Tobias: Guten Tag, ich habe gerade eine neue BahnCard25 erhalten, obwohl ich fristgerecht gekündigt habe.

Call-Center-Agentin: Ihre BahnCard-Nummer?

Tobias (nennt Bahncard-Nummer der neuen BahnCard50)

Call-Center-Agentin: Moment! (tippt zwei Minuten wild im CRM-System)

Call-Center-Agentin: Aber sie haben ja jetzt eine BahnCard50.

Tobias: Eben! Und bis vor Kurzem die Umwelt-BahnCard25. Die hatte ich aber gekündigt.

Call-Center-Agentin: Moment! (tippt zwei Minuten wild im CRM-System)

Call-Center-Agentin: Aber für die liegt hier eine fristgerechte Kündigung vor.

Tobias: Eben!

Call-Center-Agentin: Und was ist jetzt das Problem?

Tobias: Ich habe trotz Kündigung eine neue BahnCard25 bekommen. Die möchte ich aber nicht haben. Darum auch die Kündigung.

Call-Center-Agentin: Oh. Da muss es zu einer Überschneidung gekommen sein. Ich vermerke das hier mal (tippt 25 Sekunden wild im CRM-System). Ich schicke Ihnen jetzt einen Brief, in dem sie aufgefordert werden, die BahnCard25 zurückzusenden. Dann ist der Fall für Sie erledigt. Vielen Dank für Ihren Anruf!

3. Akt: Ihr Anliegen

Na, da war ich aber mal gespannt. Tatsächlich: Vier Tage später hielt ich einen Brief mit etwas abenteuerlichem Text in Händen: »Wir sind bereit, Ihrem Anliegen zu entsprechen. Bitte senden Sie die BahnCard Nr. xyz zurück an..«. Mein Anliegen?? Hallo!? Ihr macht einen Fehler und lasst euch dann herab, meinem vermutlich arg exotischen Wunsch nach Fehlerbehebung entgegenzukommen?

Na gut. Schreiben aufgesetzt, höfliche Dinge reingeschrieben, um schriftliche Bestätigung gebeten, Karte beigelegt und dummerweise vergessen, das als Einschreiben auf die Reise zu schicken.

4. Akt: Aber Sie haben doch ein Abo!

Fast zwei Wochen lang habe ich nichts von der Bahn gehört oder gelesen. Leider auch nicht in Form eines Kündigungs- und BahnCard-Rücksende-Bestätigungs-Schreibens. Bis der Blick auf meinen jüngsten Kontoauszug fiel: »Lastschrift BahnCard-Service: -55€« Soviel kostet zufällig ein BahnCard25-Abo pro Jahr. Fix bei der Hotline für Bahncard-Kunden (12ct pro Minute) angerufen:

Tobias: Guten Tag, ich habe gerade eine nicht ermächtigte Lastschrift für eine BahnCard25 auf meinem Konto entdeckt, obwohl ich fristgerecht gekündigt habe.

Call-Center-Agentin: Ihre BahnCard-Nummer?

Tobias (nennt Bahncard-Nummer der neuen BahnCard50)

Call-Center-Agentin: Moment! (tippt zwei Minuten wild im CRM-System)

Call-Center-Agentin: Aber sie haben ja jetzt eine BahnCard50.

Tobias: Eben! Und bis vor Kurzem die Umwelt-BahnCard25. Die hatte ich aber gekündigt.

Call-Center-Agentin: Moment! (tippt zwei Minuten wild im CRM-System)

Call-Center-Agentin: Aber für die liegt hier eine fristgerechte Kündigung vor.

Tobias: Eben!

Call-Center-Agentin: Und was ist jetzt das Problem?

Tobias: Ich habe vor einer Woche mit Ihrer Kollegin telephoniert, die mich um Rücksendung der versehentlich zugestellten BahnCard25 gebeten hat. Das habe ich getan. Trotzdem wurde mein Konto belastet.

Call-Center-Agentin: Moment! (tippt zwei Minuten wild im CRM-System)

Call-Center-Agentin: Moment, ich kläre das und lege sie mal kurz in die Warteschleife!

Tobias (lauscht 5 Minuten schöner Warteschleifenmusik)

Call-Center-Agentin: Das hat sich wohl etwas überschnitten. Entschuldigen Sie bitte das Versehen. Können Sie die Lastschrift noch stornieren?

Tobias: Ja klar, kein Problem. Einfach wegen Widerspruchs zurückgehen lassen?

Call-Center-Agentin: Ja, genau. Ich mache hier einen Vermerk für die Buchhaltung (tippt mittelwild 10 Sekunden im CRM-System). Dann hat sich das für Sie erledigt.

Tobias: Also so ganz glaube ich nicht mehr daran. Können Sie mir noch eine schriftliche Bestätigung zukommen lassen, dass der Fall damit erledigt ist?

Call-Center-Agentin: (übertrieben fröhlich) Ja klar, gar kein Problem. Vielen Dank für Ihren Anruf!

5. Akt: Wie kommen Sie denn auf DIE Idee?

Natürlich habe ich kein Bestätigungsschreiben bekommen. Dafür wieder zwei Wochen später einen Brief vom »DB Forderungs-Management«. Ich hätte unerklärlicherweise eine Lastschrift widerrufen. Das solle ich bitte umgehend erklären. Und zusätzlich anfallende Kosten würden natürlich mir zur Last fallen. Also fix bei der Hotline für Bahncard-Kunden (12ct pro Minute) angerufen:

Tobias: Guten Tag, ich habe eine nicht ermächtigte Lastschrift zurückgehen lassen und deshalb ein Schreiben vom Forderungs-Management bekommen.

Call-Center-Agentin: Ihre BahnCard-Nummer?

Tobias (nennt Bahncard-Nummer der neuen BahnCard50)

Call-Center-Agentin: Moment! (tippt zwei Minuten wild im CRM-System)

Call-Center-Agentin: Sie haben eine neue BahnCard50.

Tobias: Ja, die will ich auch behalten. Aber bis vor Kurzem hatte ich die Umwelt-BahnCard25. Die hatte ich aber gekündigt. Trotzdem wurde das Geld eingezogen.

Call-Center-Agentin: Moment! (tippt zwei Minuten wild im CRM-System)

Call-Center-Agentin: Moment, ich kläre das und lege sie mal kurz in die Warteschleife!

Tobias (lauscht 15 Minuten – ungelogen! – schöner nichtnervender Warteschleifenmusik)

Call-Center-Agentin: Vielen Dank, dass sie so lange gewartet habe. Sie können das Schreiben ignorieren.

Tobias: (noch Warteschleifenbedudelt) Bitte?

Call-Center-Agentin: Ich habe das gerade geklärt. Sie können das Schreiben ignorieren.

Tobias: Ähm. Also so ganz glaube ich nicht mehr daran. Können Sie mir noch eine schriftliche Bestätigung zukommen lassen, dass der Fall damit erledigt ist?

Call-Center-Agentin: (übertrieben fröhlich) Ja klar, gar kein Problem. Vielen Dank für Ihren Anruf!

6. Akt: Über allen Wipfeln ist Ruh

Seit vier Wochen habe ich nun nichts mehr von der Bahn gehört. Ist das gut? Ist das verdächtig? Man weiß es nicht..

Jedenfalls weiß ich: Was immer Ihr auch kündigen wollt, tut es schriftlich, als Einschreiben mit Rückschein. Abo-Verträge sind wie Aalreusen: Rein kommt man leicht, raus nur nach hartem Kampf und mit schweren Blessuren. Die hießen bei mir: 5€Kosten für Hotline und Porto und zudem ’ne Menge verschwendeter Zeit.

Und für BahnCard-Kunden:

Also ist die erste Aktion nach Erhalt einer neuen Bahncard: Brief an den Bahncard-Service schreiben und das Abo kündigen. Vorzugsweise per Einschreiben.

Du zwingst mich hinaus ins Enge

Übermorgen beginnt keine 100 Meter von meiner Wohnung entfernt der Katholikentag. Vom letzten, an dem ich aktiv teilgenommen habe, sind mir noch Bilder wie diese im Auge:

Tobi zieht todesmutig die Notbremse auf der Rolltreppe zum S-Bahn-Steig, weil sonst die Masse der Nachkommenden die Wartenden auf die Schienen gedrückt hätte, wo im Minutentakt völlig überfüllte S-Bahnen vorbeirauschen.

Tobi lernt das Atmen im luftleeren Raum, z.B. bei luftfreier Bepackung von U-Bahn-Wagen mit Halleluja-Schlümpfen.

Dass wir zum Abschlussgottesdienst nicht ins Stadion kommen würden, hatten wir fast vermutet, aber dass dann auch alle Stehplätze mit Sicht auf die Leinwände draußen weg wären, nicht so sehr.

Aber das war in Berlin, keine Sorge also für Osnabrück. Da gibt’s weder S- noch U-Bahnen.

Ach, und noch ein Tipp für die Ewigbornierten, die in Osnabrück wohnen oder studieren und ganz selbstverständlich wissen, dass das Ganze nichts für sie sein kann: Auch für Noch-Nicht- oder Nie-Wieder- oder Auf-Keinen-Fall-Katholiken lohnt sich ein Blick in das wirklich bunte und abwechslungsreiche Programm. Der Katholikentag ist nämlich keine Veranstaltung der Katholischen Kirche, sondern der katholischen Laien. Da ist überraschend viel Platz für Unerwartetes. In diesem Jahr übrigens unter dem Motto »Du führst mich hinaus ins Weite«.

Ich bin gespannt. Auch auf die Lage direkt vor meiner Haustür.

Was ist eigentlich ein Telefonbuch?

Kürzlich wurde an der Uni Osnabrück das erste aus Stud.IP generierte gedruckte Telefonverzeichnis für den internen Gebrauch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschickt. Prima Sache, die letzte Fassung war immerhin schon ganz schön alt und ein gedrucktes Telefonverzeichnis ist offensichtlich immer noch etwas sehr Wichtiges.

Mittlerweile sind aber Klagen laut geworden: Eine Reihe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seien im Telefonverzeichnis nicht aufgeführt. Die natürlich sofort eingeleiteten Ermittlungen haben ergeben: Die betroffenen Personen haben gar kein Telefon.

Wir sind einfach davon ausgegangen, dass nur Personen mit Telefonnummer im Telefonverzeichnis erscheinen sollten. Jetzt müssen wir erkennen: Die Erwartungshaltung mancher Nutzer ist offensichtlich eine andere.

Wenn culture=DE, dann Fahrrad=kompliziert

Bei mehrsprachigen Webseiten ist es nicht unüblich, die vom Nutzer gewählte Sprache in der URL mitzuschleppen, damit das brave seitenausliefernde Content-Management-System auch weiß, in welcher Sprache es die leckeren Inhalte servieren soll. Erkennbar ist sowas dann z.B. an einem »?language=DE« oder ähnlichem in der Adressleiste. Da achtet man normalerweise gar nicht drauf, Hauptsache auf der Seite steht das Gewünschte.

Auf die genaue URL habe ich natürlich auch nicht geguckt, als ich kürzlich herausfinden wollte, ob und zu welchen Bedingungen Ryanair denn gegebenenfalls mein Fahrrad transportieren würde. Aber nach kopfschüttelndem Konsum des letztendlich gefundenen Textes sprang mir diese Adresszeile der FAQs ins Auge: http://www.ryanair.com/site/DE/faqs.php?culture=DE.

Deutsch ist also weniger eine Sprache als vielmehr eine Kultur, insbesondere wenn es ums Fahrrädermitnehmen geht. Aber lesen Sie selbst:

Sportausrüstungsgegenstände, einschließlich, jedoch nicht beschränkt auf große Angeln, Golfschläger, Fahrräder, Roller, Fechtausrüstungen, Surfbretter, Bodyboards, Snowboards und Skier, sowie große Musikinstrumente, einschließlich, jedoch nicht beschränkt auf Harfen, Kontrabässe und Schlagzeuge sind für den Transport durch Fluggesellschaften wie Ryanair ungeeignet, für die nur kurze Einstiegszeiten gelten.

Aha. Etwas umständlich formuliert, aber soll wohl sagen: Nö. Keine Fahrräder. Auch keine Harfen oder Fechtausrüstungen. Schade. Aber der Text ging noch weiter:

Bei Buchung zur Zeit der Reservierung unter www.ryanair.com können solche Gegenstände jedoch gegen eine zusätzliche ermäßigte Gebühr pro Gepäckstück und pro Einzelflug zusätzlich zum persönlichen Freigepäck im Laderaum des Flugzeugs mitgeführt werden.

Also doch? Sind sie nun ungeeignet oder nicht? Und was heißt ermäßigte Gebühr? Ermäßigt gegenüber was? Lesen wir weiter:

Wenn der Gegenstand nicht bis zur Ankunft am Flughafen oder in einer Ryanair-Buchungszentrale gebucht wurde, wird der volle Tarif berechnet.

Welcher volle Tarif? Wie bekomme ich meine Harfe denn in eine Buchungszentrale? Die vollständige Auflösung verspricht dann folgender Link:

(Klicken Sie hier, um Einzelheiten zu erhalten.)

Nun bliebe nur noch zu fragen, ob Ryanair die gewünschte Information (Ja, Fahrradmitnahme begrenzt möglich, kostet bei Vorabbuchung 30€ pro Flug, bei Buchung vor Ort 40€ pro Flug) für andere deutschsprachige Kulturen kundenfreundlicher aufbereitet. Aber alle Versuche, sei es mit culture=AT, culture=CH, culture=nds oder culture=ksh schlugen fehl. Ein wenig Hoffnung hatte ich noch auf culture=bar gesetzt, dieses Naturvolk ist ja schließlich für klare Ansagen bekannt, aber ebenfalls: Fleitepiepen.

P.S.: Natürlich ist der Paramater »culture« von Ryanair nicht einfach nur skurril. Wer genau hinschaut, findet in der URL http://www.ryanair.com/site/DE/faqs.php?culture=DE die Sprache ja auch doppelt kodiert: ..site/DE/.. und culture=DE. Das entspricht z.B. den üblichen zweiteiligen Angaben für POSIX-Locales. Denn bei »gleicher« Sprache können, abhängig vom Land, oder wenn man so will, der Kultur, unterschiedliche Konventionen, Regelungen oder ganz offensichtlich: Gesetze gelten. Deutsch in Deutschland ist nicht gleich (spannender Artikel der NZZ!) deutsch in der Schweiz, ebenso wenig englisch in Großbritannien und den USA. Gerade international operierende Firmen teilen die Welt unabhängig von Sprachen in Regionen mit unterschiedlichen Angeboten, unterschiedlicher Preisgestaltung und unterschiedlichen Services. Ryanair bietet FAQs für die meisten Länder nur in englischer Sprache an. Trotzdem können in Portugal dann andere Regelungen gelten als in Norwegen. Zum Beispiel für die Fahrradmitnahme, vielleicht.

Irre Klotztypenauflösung

Vor ein paar Tagen hatte ich gefragt, was sich wohl hinter »Irren Klotztypen« verbergen mag. Leider kam keine der Kommentatorenvermutungen auch nur in die Nähe der Wahrheit. Leider? Zum Glück? Man weiß es nicht..

Tatsächlich geht es um ein neues Nintendo-DS-Spiel: Jenga. Ja! Jenga. Die Mikadovariante mit den Holzklötzchentürmen, die irgendwann umfallen, wenn man beim Rausziehen zu doll wackelt. Über Sinn und Zweck einer virtuellen Variante dieses lustigen Spiels, das ja gerade vom Anfassen lebt, mag man streiten.

Normales Jenga umzusetzten, war den Entwicklern jedenfalls zu wenig, so dass sie neben den bekannten und bekannt unirren Holzklötzen noch viele weitere tolle irre Klotztypen integriert haben. Leider (oder zum Glück?) kann ich da nur raten: Vielleicht blinkende, widerhakenbesetzte, kaugummiartige, nationalhymnensingende oder gar plötzlich wegteleportierende, die zu Zombies werden?

Ich fand jedenfalls den Kommentar von SethSteiner ganz treffend:

Also erstmal, natürlich das Spiel grenzt an absoluter Lächerlichkeit, es ist skuril soetwas auf dem DS zu bringen, aber ist deswegen diese Art der Kritik verständlich? Ich denke nicht, die Welt lebt von diesen Skurilitäten, dem anderen und lustigen verrückten Sachen

Einiges von noch zu wünschenden und, wie es scheint, möglichen Vervollkommnungen des Eisenbahnwesens

Ach! Die Bahn! Nahezu lichtschnell sausen Hochgeschwindigkeitszüge durch die Lande, verbinden Metropolen und machen Entfernungen vergessen. Ganz selbstverständlich scheint es uns, von Stadt zu Stadt in Augenblicken zu reisen und gleichsam Weltbürger zu sein. Dabei ist dieser vollkommene Luxus noch gar nicht so alt. Vor nur 150 Jahren hielt man der Bahn noch ängstlich befürchtend entgegen, dass des Menschen Gesundheit bei hohen Geschwindigkeiten ernsthaften Schaden nehmen könne.

Diese Befürchtung teilen auch heute noch die Betrieber der Baumberge-Bahn von Münster nach Coesfeld mit Zwischenhalt in Havixbeck und Billerbeck. Immer fürchtend, die eigenen, höchstens fußgängerschnellen Gedanken zu verlieren und so zum seelenlosen Wesen zu werden, zuckelt das Bähnchen pittoresk auf eingleisiger Strecke durch Gärten und Siedlungen.

Dass für nur 30 Kilometer endlose 45 Minuten ins Land gehen, liegt aber nicht etwa an milchkannenhäufigen Vollbremsungen mit Absprungsmöglichkeit. Nein. Man zelebriert das zahme Dahingleiten auf Schienen, auf kurviger Strecke durch kurvige Landschaft. Die Wikipedia weiß dazu zu schwärmen: »Die Strecke selbst ist dabei sehr kurvenreich angelegt und durchfährt in Einschnitten und auf Dämmen die reizvolle Landschaft der Baumberge.«

Das Allerschlimmste aber: In Coesfeld endet die Beschaulichkeit. Wurde früher die meditative Fahrt bis nach Bocholt und darüber hinaus in die Niederlande fortgesetzt, heißt es heute: Umsteigen in den Bus! Und der mäandert nicht durch grüne Wiesen, Hügellandschaften und unberührt scheinendes Land, sondern wirre Schleifen fahrend durch Wohnsiedlungen. Die sind gnadenloser als alle Vorsicht, den eigenen Verstand zu verlieren.

Man gebe mir Hügel!

Irre Klotztypen

Obwohl es schon leicht anfing zu nieseln, bin ich heute am späten Nachmittag noch kurz durch die Fußgängerzone gehechtet, um die eine oder andere Besorgung zu erledigen. Irgendwann, irgendwo blieb mein Blick an einer tollen Nominalphrase hängen:

Irre Klotztypen!

Bevor ich das Ganze in wenigen Tagen auflöse, fordere ich hiermit die Phantasie der Kommentatoren heraus: Was könnte damit gemeint sein? Worauf könnte sich das beziehen? Hinweis: In diesem Blog findet sich mindestens ein Beitrag, der zumindest grundsätzlich etwas damit zu tun hat.

85% Kinder sicher?

Vor ein paar Tagen bin ich über ein Feuerzeug mit einem seltsamen Aufkleber gestolpert:

85% kindersicheres Feuerzeug

Was möchte uns das Piktogramm sagen? Dieses Feuerzeug macht 85% der Kinder traurig? Mit diesem Feuerzeug brennt ihr Kind nur zu 15% ab?

Ein genauerer Blick auf das Feuerzeug offenbart: Ja, es hat eine neuartige Kindersicherung in Form einer zusätzlichen Schelle über dem geriffelten Rad. Man muss eine gewisse Kraft und ein gewisses erhöhtes feinmotorisches Geschick aufbringen, um es zum Feuern zu bringen. Prima Sache! Feuerzeuge gehören schließich nicht in Kinderhände und wenn jede Putzmittelflasche eine Kindersicherung hat, warum dann nicht auch Feuerzeuge. Aber was, bitteschön, haben die ominösen 85% zu sagen?

Ein bisschen Webrecherche führt schnell zur gewünschten Erklärung:

Please be aware that a child-resistant lighter is not a child-proof lighter. A child-resistant lighter is a lighter that at least 85% of children under 51 months of age cannot operate. This means that up to 15% of children may still be able to operate such a lighter.

Seit spätestens 11. März 2008 müssen fast alle in der EU verkauften Feuerzeuge den 85%-Kindersicherheits-Anforderungen genügen. Jetzt fragt man sich nur noch: Wie wird das getestet? Nimmt man sich 100 Kinder unter 51 Monaten und schaut, wie viele davon sich die Haare ansengen? Werden diese Kinder auch ordnungsgemäß entlohnt und gemäß JArbSchG behandelt? Sind da deutsche Kinder genauso unpfiffig wie, sagen wir mal, dänische?

Nein, nein. Natürlich haben ISO und EN die Testverfahren gleich mitnormiert und sie kommen ganz ohne echte Kinder aus. In einem überraschend interessant bebildertem Dokument wird erläutert, wie man die diversen Sicherheitstests (nicht nur zum Kinderschutz) durchführt. Sehr informativ zur ganzen Thematik ist übrigens auch eine Broschüre des Referates Produktsicherheit der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg (schöner Name für ein Referat!). Interessant hierin der Begriff »Novelty-Feuerzeuge«:

Zu diesen Feuerzeugen zählen beispielsweise Nachbildungen von Cartoonfiguren, Spielzeugen, Schusswaffen, Uhren, Telefonen, Musikinstrumenten, Fahrzeugen, dem menschlichen Körper oder Körperteilen, Tieren, Nahrungsmitteln oder Getränken oder Feuerzeuge, die Melodien spielen oder Feuerzeuge mit Lichteffekten, bewegten Gegenständen oder anderen unterhaltenden Effekten.

Sowas ist jetzt komplett verboten. Darf überhaupt gar nicht mehr für den europäischen Markt hergestellt oder importiert werden. Solche Feuerzeuge sind nämlich auch für die 85% normalpfiffigen Kinder so interessant, dass der Schutz nichts nützt.

Andere spannende Ergänzung: Für »Luxusfeuerzeuge« gilt die ganze Vorschrift nicht. Da passen nämlich die Eltern so gut drauf auf, dass kein Kind sie in die Pfoten bekommt. »Lex Zippo« würde man das wohl nennen.

Bleibt letztlich noch zu fragen, wie viel Prozent der Erwachsenen an einer 85%-Kindersicherung scheitern und ob die 15% inkauf genommener weiter feuergefährdeter Kinder nun irgendeiner Art von Selektionsdruck unterworfen sind, der irgendwann Effekte zeigt.