Der gemeine Dozent beklagt sich ja gern darüber, dass die allzu zaghaft-schüchternen Studierenden sich vorzugsweise Sitz- oder gar Stehplätze weit hinten im Hörsaal suchen. Selbst dann, wenn vorne noch viele Plätze mit ganz besonders hohem Aufmerksamkeits- und natürlich auch Lernwert vorhanden sind.
Beim Sichten der fast veröffentlichungsbereiten Logos-Aufzeichnungen habe ich dann aber dieses Bild entdeckt:
Im eigentlich gar nicht so schlecht gefüllten Auditorium saßen lauter E-Learning-Wissenschaftler, Hochschullehrende und andere Experten für Lehren und Lernen. Aber doch bitte nicht vorne! Die taktisch einzig richtige Reaktion der Referentin: Aufrücken, näher ran an die Zielgruppe. Beinah könnte man meinen, die ersten drei Reihen in Hörsälen und schlimmer noch: Seminarräumen könnten eingespart werden. Hat jemand wirklich gute Verwendungs- und Verbesserungsvorschläge? (Dann bitte beim DINI-Studenten-Wettbewerb „Lebendige Lernorte“ mitmachen und 5000€ gewinnen!)
Zudem ist bei Konferenzen ein ständiges Kommen und Gehen während der Vorträge eher die Regel als die Ausnahme. Und wer später hinzugekommen ist, fragt in der Diskussion fast selbstverständlich: „Ich habe den Anfang nicht mitbekommen. Können Sie das nochmal zusammenfassen?“ Studierenden wird soviel Beliebigkeit und unhöfliche Missachtung der Vortragenden üblicherweise nicht zugebilligt. Wird da etwa mit zweierlei Maß gemessen? Oder kann man das einfach nicht vergleichen? Oder ist meine Wahrnehmung verzerrt?
Bliebe abschließend nur noch die syllogistische Feststellung:
1. Menschen sitzen gerne hinten.
2. Dozenten sind Menschen.
Daraus folgt:
3. Auch Dozenten sitzen gerne hinten.
Das wird sehr schwierig, denn wenn man die ersten drei Reihen einspart, werden ja die 4., 5. und 6. Reihe zu den ersten drei Reihen. Und knapp zu kalkulieren ist bei den heutzutage meistens eher überfüllten Veranstaltungen vermutlich nicht möglich. Vielleicht sollte man die hinteren Reihen solange sperren, bis die vorderen besetzt sind. Erst dann kann man sich weiter hinten setzen. Führt dann allerdings dazu, dass jeder der Letzte sein will…
Das Motto „lebendige Lernorte“ würden Absperrseile aber wohl nicht bedienen. Vielleicht eher so: Raum leer, Stühle am Eingang gestapelt. Jeder nimmt sich einen und stellt ihn irgendwo hin. Am Schluss stellt sich der Dozent irgendwo hin. Das wär auch was für die Theaterpädagogen!
Sehr schönes Beispiel auch aus Öffrecht am letzten Freitag:
120 Studenten kommen in einen Raum für 300. Ich hab vorab schon mal eine Hälfte des Raums dunkel gelassen und nur einen der beiden Beamer aktiviert.
Trotzdem blieben die ersten drei Reihen leer, stadtessen saßen die Studenten lieber im dunkeln.
Hmm… die Schriftart bei der Präsentation so wählen, dass man sie nur aus maximal 20 Metern Entfernung lesen kann? 🙂
bleibt nur: 4. vorne gibt es keine steckdosen um mitzuschreiben…