Ach! Und Weh! Die Zeichensetzung. Welch garstig Kreuz bürdet unsere Muttersprache dem armen, gestressten, modernen Menschen auf. Auf tausend, ach millionen Dinge muss er achten, Tag für Tag und dann wird ihm auch noch abverlangt, kleine Strichlein aufs Papier zu bringen, an manchen Stellen ja, an anderen Stellen nicht, an anderen wiederum vielleicht. Wen wundert’s, wenn das schonmal schiefgeht, denn sicher hatte die RTL-Redaktion schon genug damit zu tun, sich die üblich hirnzermarternden Antwortalternativen auszudenken:
Valentinstag ist der Tag, der
a) Mütter
b) Liebenden
„wehtut“, wollte ich spontan entsetzt ergänzen, um den Holzwegsatz noch zu einem glücklichen und gerechten Ende zu bringen. Fleitepiepen.
Jetzt aber mal im Ernst. Wo zum Geier kommt der Beistrich her? Soll man unterstellen, dass jemand an einen Relativsatz gedacht hat? Oder dass RTL Orthographen beschäftigt, die nach dem Prinzip des tödlichen Witzes nur Wort für Wort entscheiden dürfen, ob ein Komma kommen kann? Oder ist es die Rache eines frustrierten Praktikanten, der sich in subtiler Weise gegen studipe Rätselfragen auflehnen wollte? Das wäre immerhin tröstlich.
Sprachökonomisch betrachtet sollte es eigentlich eher zu wenige als zu viele Kommata geben, denn wenn ich nicht sicher bin, ob ich zusätzlichen Aufwand treiben und beistreichen soll, dann lass ich’s doch sein. Aber ein ganzer Satz, so ganz ohne Komma? Da hilft das alte Diktatprinzip: Ach! Irgendwo wird schon eins hingehören; Augen zu und durch.
Der Trend zu überflüssigen Kommata in der Öffentlichkeit ist ungebrochen. Den Typ Pseudorelativsatz habe ich heute zum ersten mal wahrgenommen. Häufiger ist das Abtrennen jeglicher Linksextraktionen wie in:
Nach der Sendung, bitte anrufen.
Auf der Lauer, liegt ’ne kleine Katze.
Vor dem Gesetz, steht ein Türhüter.
Das wiederum ist gängige Praxis im Englischen, das ansonsten nicht durch klare und leicht erlernbare Kommaregeln glänzt. Sollte sich hier etwas einschleichen? Wer weiß.